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Der Umgang mit Toten und die Erinnerung an diese beschäftigt die Menschheit seit jeher.

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Durch Virtual Reality könnten sehr realitätsnahe Abbildungen von Personen über den Tod hinaus festgehalten werden.

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Der Tod eines lieb gewonnenen Menschen ist für uns Menschen oftmals eine Tragödie. Man wird mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert und muss sich mit der Tatsache abfinden, dass es keine einzige Möglichkeit gibt, den Verlust rückgängig zu machen.

Aus dieser Tatsache heraus ist in unserer Gesellschaft eine intensive Erinnerungskultur entstanden. An Tote wird nicht nur gedacht, sie werden zelebriert und es wird versucht, ihr Leben zumindest symbolisch durch stetige Erinnerung zu verlängern und nachklingen zu lassen.

Fortschritt begründet Erinnerungsmöglichkeiten

Der Fortschritt spielte dabei im Laufe der Geschichte immer eine große Rolle. Neben handwerklichen Künsten bei der Gestaltung von Sarkophagen und Särgen und architektonischen Fertigkeiten bei der Errichtung und Planung von Pyramiden, Großsteingräbern oder städtischen Friedhöfen spielte auch immer Technik eine große Rolle.

Die Möglichkeit, durch die Fotografie optische Erinnerungen an eine Person abseits von Gemälden festzuhalten, dürfte die Leute der damaligen Zeit ähnlich fasziniert haben wie mit privaten Videoaufnahmen das Privileg geschaffen wurde, Erinnerungen an Verstorbene in bewegten Bildern und Ton für die Nachwelt festzuhalten. Virtual Reality-Technologie könnte hier eine Möglichkeit bieten, noch intensivere Erinnerungen an Personen zu bewahren.

Erinnerung per Virtual Reality

Wie es möglich sein kann, dass zwei Personen trotz räumlicher Distanz über Augmented Reality im selben Raum miteinander kommunizieren, zeigte unlängst Microsoft mit der "Holoportation"-Technologie. Derartige Konzepte könnten für Konferenzen oder private Kontaktaufnahmen der Zukunft eine ernsthafte Option werden.

"Holoportation" von Microsoft.
I3D

Dieses virtuelle Zusammentreffen muss aber nicht unbedingt live erfolgen. Durch die Aufhebung sowohl räumlicher als auch zeitlicher Grenzen ist es bereits jetzt theoretisch möglich, dass solche Begegnungen auch mit zu Lebzeiten erfolgten Aufzeichnungen verstorbener Personen stattfinden. Neben reinen Wiedergaben von Aufnahmen sind sogar interaktive Animationen bereits denkbar, etwa dass das Abbild des Verstorbenen zurückwinken kann oder andere festgehaltene Aktionen abgespielt werden.

Ausführlichere Simulationen, die möglicherweise computergesteuert und mit einer künstlichen Intelligenz versehen sind, klingen etwas makaber und unheimlich, sind aber auch nicht allzu sehr außer Reichweite, wenn man an den technischen Fortschritt der letzten Jahre denkt.

Erste Versuche

Tatsächlich existieren bereits erste Ansätze solcher VR-Erinnerungen. Das australische "Project Elysium" von Paranormal Games wollte 2015 etwa "personalisierte Nachleben-Erfahrungen" durch die Visualisierung von Personen schaffen. Die Einspeisung von Daten zu Aussehen, Bewegung und Verhalten einer Person sollte sie in der Virtual Reality weiterleben lassen.

"Project Elysium" nahm am "Oculus VR Jam 2015"-Wettbewerb teil, wurde dort aber nach eigenen Aussagen disqualifiziert. Der Twitter-Account des Projekts ruht seit November 2015.

"Project Elysium".
Paranormal Games

Kritik und Zuspruch

Schon damals hatten sich einige Experten zu Wort gemeldet und sowohl positive Rückmeldungen gegeben als auch vor derartigen Vorhaben gewarnt. Zum einen könnte eine solch realitätsnahe Erinnerungshilfe Leuten bei der Trauerbewältigung ihrer Verluste helfen oder detaillierte Aufzeichnung über Personen langfristig bewahren.

Zum anderen könnte die Nutzung dieser Erinnerungen zur Obsession werden und ein Loslassen schwieriger machen. Somit könnten VR-Erinnerungen an Verstorbene durchaus problematisch sein.

Durchaus vorstellbar

In vielen Fällen würde das Konzept aber durchaus sinnvolle Anwendungen vorfinden. Denkt man etwa an einen Menschen, der weiß, dass er in den nächsten Monaten sterben wird, und daher seinen Kindern eine realitätsnahe Simulation seiner selbst hinterlassen will.

Eine Nachfrage an derartigen Visualisierungen per Virtual oder Augmented Reality könnte es daher mit dem Fortschritt der Technologie durchaus geben. Konkrete Angebote fehlen zwar noch, eine sich entwickelnde Branche in dieser Richtung ist aber durchaus vorstellbar. (Florian Schmidt, 10.5.2016)