Fintech-Firmen, kurz für Finanztechnologie, sind nach wie vor in aller Munde, es wird eifrig investiert. Auch heimische Start-ups wie Number26, Wikifolio, Conda oder Finnest wollen mitmischen. Namhafte Finanzdienstleister investieren in Blockchain-Plattformen, jene Technologie, die hinter Bitcoin steht. Damit könnte nicht nur der Bankensektor revolutioniert werden.

Blockchain

Bei der Blockchain handelt es sich um meist öffentliche, dezentrale Transaktionsdatenbanken ähnlich eines Registers, die neben Informationen zu den gehandelten Werten wie Aktien, Bonds oder Edelmetalle auch die jeweilige Historie beinhalten. Somit kann sichergestellt werden, dass nur der rechtmäßige Besitzer mit Werten handeln kann. Die Transaktionen sind für alle Beteiligten nachvollziehbar und transparent, wodurch sie nahezu fälschungssicher werden sollen.

Laut einem PwC-Report vom März befürchten rund 83 Prozent der traditionellen Finanzdienstleister den Verlust von Teilen ihres Geschäfts an Fintech-Unternehmen. Bei den Banken beträgt dieser Anteil sogar 95 Prozent. Schätzungen zufolge sollen globale Investitionen im Bereich Fintech in den nächsten 3 bis 5 Jahren bei weit über 150 Mrd. US Dollar liegen.

Die internationalen Großbanken sind auf den Zug aufgesprungen und widmen sich dem Thema intensiv, haben Patente angemeldet und Joint Ventures gegründet. Allein die Deutsche Bank will bis 2020 um die 750 Millionen Euro in die Digitalisierung ihres Privat- und Firmenkundengeschäfts pumpen.

Blockchain wird populärer

Immer populärer bei Fintech-Firmen wird auch die Technologie hinter der virtuellen Bitcoin-Währung. Diese Blockchain-Technologie könnte für Transaktionen aller Art, wie etwa auch bei Wertpapieren oder Derivaten, eingesetzt werden. Die US-Börse Nasdaq beispielsweise hat angekündigt, mit der Bitcoin-Blockchain das sichere Ausstellen und den Transfer von Aktien ermöglichen zu wollen.

Doch auch "smart contracts", also standardisierte Verträge mit bestimmten Auslösungsmechanismen, könnten abgeschlossen und ihre Einhaltung sogar von der Blockchain kontrolliert werden. Versicherungs- und Leasingverträge wären mögliche Anwendungsgebiete, der Makler als Mittelsmann würde wegfallen. Sogar Wahlbetrug soll mit der Technologie durch manipulationssichere E-Voting-Systeme verhindert werden können. Der Inselstaat Honduras zeigte bereits im Vorjahr Interesse an einer Überführung des Grundbuchs in ein Blockchain-System.

Rechtlicher Rahmen gefordert

Bevor die komplexe Technologie aber im alltäglichen Gebrauch eingesetzt werden kann, braucht es den passenden rechtlichen Rahmen. "Mit der Technologie betritt man juristisches Neuland. Es muss unter anderem festgelegt werden, welches Recht bei Transaktionen angewandt werden soll, wie relevante Daten geschützt werden können und wer bei Missbrauch zur Verantwortung gezogen werden kann", so Rechtsanwalt Stephan Pachinger von der Kanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer. Momentan bewege man sich hier teilweise im rechtsfreien Raum, man könne aber auch die Technik nutzen, um missbräuchliches Verhalten zu identifizieren und zu sanktionieren.

Bei der zukünftigen Finanzmarktregulierung tut sich ein neues Geschäftsfeld auf: "Regtech"-Unternehmen, die sich mit Prozessen rund um die Regulierung befassen, Technologien und Services bereitstellen, könnten die Antwort auf Fintech sein. Mithilfe der Digitalisierung und neuen Technologien könnten Finanzunternehmen effektiver und effizienter mit regulatorischen Anforderungen umgehen. (APA, 26.4.2016)