Ankara – In der türkischen Hauptstadt Ankara hat die Polizei am Dienstag gewaltsam Demonstranten auseinandergetrieben, die dort gegen die vom Parlamentspräsidenten geforderte islamische Verfassung protestierten. "Die Türkei ist säkular und wird es auch bleiben", riefen einige der mehr als hundert Demonstranten, wie ein Fotograf vor Ort berichtete.

Polizisten setzten anschließend Tränengas gegen die Menge ein, es gab mehrere Festnahmen. Die Protestierenden hatten sich vor einem Eingang des Parlaments versammelt. Sie wurden von der Polizei daran gehindert, eine Erklärung vor Journalisten abzugeben. Im Laufe des Tages waren auch Proteste in weiteren türkischen Städten vorgesehen.

Religiöse Verfassung

Die Wut der Menschen richtete sich gegen Äußerungen von Parlamentspräsident Ismail Kahraman von der regierenden AKP, der laut der Nachrichtenagentur Anadolu am Montag bei einer Konferenz in Istanbul eine islamische Verfassung für die Türkei gefordert hatte. "Wir sind ein muslimisches Land. Als Konsequenz müssen wir eine religiöse Verfassung haben", sagte Kahraman dem Bericht zufolge. Säkularismus dürfe in der neuen Verfassung keine Rolle mehr spielen.

Der Säkularismus war vom Staatsgründer der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, eingeführt worden. Seit ihrem Machtantritt 2002 lockerte die AKP aber bereits mehrere Prinzipien, unter anderem das strikte Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst und an Universitäten. (APA, 26.4.2016)