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Ein früherer Leprapatient im Garten des Sanatorium Seisho-en auf der Insel Oshima.

Foto: EPA/EVERETT KENNEDY BROWN

Tokio – Japans Justiz hat sich für die jahrzehntelange Diskriminierung früherer Lepra-Kranker entschuldigt. Obgleich Lepra bereits seit den 1940er-Jahren behandelbar ist, zwang die japanische Regierung noch bis 1996 Leprapatienten, völlig isoliert vom Rest der Bevölkerung zu leben.

Auch Justizverfahren wurden aufgrund der unbegründeten Angst vor Infektionen nicht in normalen Gerichtssälen abgehalten, sondern in den Zwangslagern der Patienten. Dies sei nicht rechtmäßig gewesen, räumte der Oberste Gerichtshof am Montag laut Medienberichten ein und bat die Opfer um Entschuldigung.

Bereits 1941 war das erste Medikament zur Behandlung von Lepra entwickelt worden. Dennoch verschärfte die japanische Regierung zwölf Jahre später sogar noch das Gesetz zur Zwangsisolation der Leprakranken aus dem Jahre 1931. Die japanischen Ärzte konnten damals nicht glauben, dass Lepra heilbar ist.

In "Sanatorien" ausgeliefert

Die Betroffenen in den "Sanatorien" genannten Kolonien auf isolierten Inseln waren den Fachleuten ausgeliefert. Japans Staat und Gesellschaft haben diese Menschen zu Aussätzigen gemacht, stigmatisiert bis an ihr Lebensende.

Erst 2001 räumte Japan ein, dass die jahrzehntelange Isolationspolitik falsch gewesen sei. Viele Betroffene blieben auch nach Abschaffung des Gesetzes 1996 in ihren Kolonien, aus Angst vor andauernder Diskriminierung. Viele änderten ihre Namen, damit die Angehörigen keine Nachteile im Beruf oder bei der Heirat erlitten.

2014 begann auf Verlangen früherer Patienten eine Untersuchung früherer Justizverfahren. Solche Sondergerichte in den isolierten Leprakolonien gab es demnach in den Jahren zwischen 1948 und 1972 in insgesamt 95 Fällen. (APA, dpa, 25.4.2016)