Ebru Umar wurde wieder freigelassen.

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Istanbul/Den Haag – Die niederländische Journalistin Ebru Umar, die nach Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdogan in der Türkei zur Befragung festgenommen worden war, ist wieder frei. Sie dürfe das Land aber nicht verlassen, schrieb die türkischstämmige Journalistin am Sonntag auf Twitter. Grund der Festnahme seien zwei kritische Tweets gewesen.

Umar war in der Nacht auf Sonntag festgenommen worden. Nach Angaben des niederländischen Außenministeriums ist unklar, was ihr zur Last gelegt wird. Außenminister Bert Koenders begrüßte die Freilassung, betonte jedoch, dass damit das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei. Er hatte bei seinem türkischen Amtskollegen gegen die Festnahme protestiert und erklärt, "dass die Meinungsfreiheit ein hohes Gut" sei. Das müsse auch ein Bewerberstaat für die EU-Mitgliedschaft respektieren.

Wegen Tweets angezeigt

Umar betonte, dass sie von der Polizei gut behandelt worden sei. "Ich will so schnell wie möglich in die Niederlande zurück", sagte sie. Wann der "Landesarrest", wie sie sagte, aufgehoben werde, konnte sie nicht sagen. In der Nacht hatte die Kolumnistin selbst auf Twitter mitgeteilt, dass sie in ihrem Ferienhaus im westtürkischen Kusadasi festgenommen worden sei.

Ebru hatte sich in Kolumnen in der niederländischen Tageszeitung "Metro" und auf Twitter häufig sehr kritisch über Erdogan geäußert. Etwa eine Stunde vor der Festnahme hatte ihr jemand auf Twitter mitgeteilt, dass er wegen ihrer Tweets die Polizei alarmiert habe.

"Bild"-Fotoreporter Einreise in Türkei verweigert

Die "Bild"-Zeitung berichtet unterdessen über die Behinderung eines ihrer Reporter in der Türkei. Der griechische Fotojournalist Giorgos Moutafis sei am Samstagabend auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul zur Rückreise nach Athen gezwungen worden, meldet die deutsche Zeitung am Sonntag. Eigentliches Ziel seiner Reise sei Libyen gewesen.

Laut "Bild" wurde dem Reporter bei der Passkontrolle erklärt, sein Name stehe auf einer Liste von Personen, die nicht in die Türkei einreisen dürften. Die Gründe dafür seien nicht genannt worden. Auch dem deutschen Außenministerium sei "nicht bekannt, auf welcher Grundlage eine Einreise in die Türkei verweigert worden ist", schrieb die Zeitung.

In der vergangenen Woche wurde bereits dem ARD-Journalisten Volker Schwenck die Einreise in die Türkei verweigert. Der Leiter des ARD-Studios in Kairo wollte von Istanbul weiter in das türkisch-syrische Grenzgebiet reisen, um dort mit syrischen Flüchtlingen zu sprechen. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte dazu, Schwenck habe vor seiner Einreise "keinen Antrag auf journalistische Tätigkeit" gestellt.

In der Türkei ist derzeit ein starker Anstieg von Prozessen gegen Kritiker des seit 2014 amtierenden und zunehmend autoritär herrschenden Erdogan zu beobachten. Derzeit laufen rund 2.000 Verfahren, viele gegen Künstler, Journalisten und Intellektuelle, aber auch gegen Privatpersonen. Die ehemalige Chefredakteurin der unter staatliche Aufsicht gestellten Zeitung "Zaman" sagte im März, sie werde aus Angst vor Repressalien nicht aus Belgien in die Türkei zurückkehren. (APA, AFP, red, 24.4.2016)