Zeit für ein Selfie muss immer sein: Irmgard Griss mit Fan.

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Kanzler Werner Faymann spricht SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer über dessen Gattin Karin Risser Mut zu.

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Auch ÖVP-Kandidat Andreas Khol holt sich den Zuspruch von den Parteikollegen.

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FPÖ-Kandidat Norbert Hofer lässt sich am Stephansplatz feiern.

Eva Glawischnig herzt Alexander Van der Bellen.

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Richard Lugner als Beifahrer in Cathys Porsche: Der Baumeister beendet seinen Wahlkampf am Samstag auf dem Stephansplatz.

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Der Stephansplatz ist gut gefüllt. "Norbert", schreit John Otti, "Hofer", schreien die FPÖ-Fans im Publikum. Seit zwei Stunden spielt die John-Otti-Band einen Schlager nach dem anderen, dazwischen heizt der Wiener FPÖ-Klobobmann Johann Gudenus ein. Und dann kommt er. Zu den Klängen des Liedes "Immer wieder Österreich" betritt FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer die Bühne. Die Anhänger wacheln mit den zuvor ausgeteilten rot-weiß-roten Flaggen.

"Das alte System zerbricht, und es ist Platz für eine neue Kraft", ruft Hofer dem Publikum zu. Er sei überzeugt davon, Bundespräsident zu werden. Und dann, wenn die Regierung weiterhin nicht im Interesse des Landes handle und die Verfassung breche, "wird sie vom Bundespräsidenten Norbert Hofer entlassen".

Eines der Hauptthemen der halbstündigen Rede des FPÖ-Kandidaten sind Flüchtlinge und Zuwanderer. "Wir sind nicht das Sozialamt der Welt", sagt der FPÖ-Kandidat. Für viele Flüchtlinge sei die Mindestsicherung der Grund für die Zuwanderung. Wenn er Bundespräsident werde, "und das werde ich", dann gelte "Österreich zuerst".

Wahlkampfabschluss von Andreas Khol.

Die ÖVP begeht an diesem Freitag als Erste ihre Abschlussveranstaltung, sie tut das im überschaubaren Garten des Palais Schönborn in Wien-Josefstadt, die kleine Rasenfläche ist mehr oder weniger voll. Da fällt es auch nicht auf, dass nur ein kleiner Teil der ÖVP-Bundesregierungshälfte anwesend ist. Neben Parteichef Reinhold Mitterlehner sind nur Innenminister Wolfgang Sobotka, Familienministerin Sophie Karmasin und Staatssekretär Harald Mahrer gekommen, um Khol in den offiziellen "Wahlkampf-Endspurt" zu schicken. Der Rest der Regierungsriege: entschuldigt.

Irrtum im Boulevard

Auftritt von Vizekanzler und ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner: "Was ist nicht alles in einem gewissen Kleinformat gestanden über unsere Kampagne", leitet er ein, um die angesprochene Boulevard-Tageszeitung des Irrtums zu bezichtigen, denn Khols Kampagne sei "die beste" von allen. Nicht nur einmal wurde der "mediale Gegenwind" zum Thema gemacht, ganz so, als wolle man die Basis schon darauf einschwören, dass es, sollte aus der Stichwahl nichts werden, ganz sicher nicht am Kandidaten gelegen sei.

Schließlich betritt der Kandidat die Bühne. Um halb elf Uhr vormittags hat Khol schon drei Stunden Wahlwerbeeinsatz hinter sich. Jeden Verdacht, die wochenlangen Strapazen hätten an der Substanz des 74-Jährigen gezehrt, wies er von sich. "Mir gefällt der Wahlkampf so gut, dass ich euch bitte: Leg' ma noch einen Monat zu!", ruft er ins Publikum.

Alexander Van der Bellen zwei Tage vor der Wahl.

Die Stimmung bei den Grünen schwankt kurz vor der Wahl zwischen euphorisch und ängstlich. Alexander Van der Bellen liegt zwar in den Umfragen voran, die langfristige Tendenz zeigt allerdings einen kleinen Abwärtstrend, während die Kurve von FPÖ-Kandidat Hofer kontinuierlich hinaufwandert. Die Grünen kennen das nur allzu gut: Umfragekaiser, aber am Wahltag die Enttäuschung.

Prominente Wahlhilfe

Neue Unterstützer machen mobil. Der Schriftsteller Robert Menasse, der ursprünglich Irmgard Griss hatte unterstützen wollen, ist ins Lager des Grünen gewechselt. Mit André Heller meldete sich am Freitag ein prominenter Unterstützer zu Wort und warb für Van der Bellen: "Wer am Sonntag die chancenlosen Kandidaten von SPÖ und ÖVP wählt, verschwendet seine wertvolle Stimme und sponsert die Absichten von H.-C. Strache."Auch die ehemalige Chefin des Liberalen Forums, Heide Schmidt, unterstützt nun Van der Bellen, wie dieser bei der Abschlusskundgebung in der Marx-Media-Vienna-Halle bekanntgab.

Über die Zustimmung der rund 200 Unterstützer – darunter der 18-jährige Manuel Hecht, der auch von der Bühne aus spricht – zeigt sich Van der Bellen "ganz gerührt". Dann plauderte er gut 20 Minuten aus der Schule, erzählte davon, dass vielleicht einiges von dem, was ihm an Gelassenheit zugeschrieben wird, von seiner Jugend im Kaunertal abzuleiten ist, und gab eine Probe seiner Tiroler Dialektkenntnisse. Dann geht es ans Eingemachte: Den Begriff Heimat dürfe man sich nicht wegnehmen lassen. Die EU müsse zusammenhalten – ihr Zerbrechen "wäre das Letze, was wir brauchen können". Das gelte auch machtpolitisch, denn ein kleines Land werde dort eher gehört, als wenn es allein oder gar im Vertrauen auf Russland handle. Schließlich betont er, "dass ich das kann, das Land zusammenhalten".

Einzug in die Hofburg

Rudolf Hundstorfer hat den Einzug in die Hofburg schon am Freitagabend geschafft. Zumindest vorübergehend. Nach minutenlangen Standing Ovations hält der rote Präsidentschaftskandidat seinen Wahlabschluss im gut gefüllten Großen Redoutensaal in der Hofburg ab. Die Moderatorin spricht den Genossen gleich zu Beginn Mut zu: "Lassen wir uns nicht von Umfragen beeinflussen. Zwei Millionen sind noch unentschlossen."

Hundstorfer bei der Schlussveranstaltung in der Hofburg.

Als Motivatoren versuchen sich auch die roten Landeshauptleute. Der Kärntner Peter Kaiser warnt unter Verweis auf das Hypo-Desaster vor einer "blauen Allmacht". Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl zeigte sich "angewidert", dass mit Norbert Hofer jemand Präsident werden wolle, "der sich zur deutschen Nation bekennt". Und legte nach: "Was wir nicht brauchen, ist ein deutschtümelnder Rambo, auch wenn er der Smiley vom Strache ist."

In die gleiche Kerbe schlägt Kanzler Werner Faymann. Man wolle sich gar nicht vorstellen, was Hofer meine, wenn er den anderen Kandidaten ausrichte, diese würden sich "noch wundern, was alles geht". Der SPÖ-Chef: "Wir brauchen einen Präsidenten, der sich zur österreichischen Nation bekennt. Wir brauchen Dich, Rudi Hundstorfer."

Der Angesprochene nimmt die Steilvorlage dankend an: Die Unterstützung gebe "Kraft für die nächste Etappe". Auch Hundstorfer greift Hofer scharf an. Dessen im Standard vorgebrachte Forderung nach einer eigenen Sozialversicherung für Zuwanderer führe zu einer "Spaltung der Gesellschaft". Hundstorfer: "Ich möchte den Populisten dieses Land nicht überlassen. Dafür ist Österreich viel zu schön." Zum Abschluss sangen die Genossen die Nationalhymne.

Ruck durch das Land

Irmgard Griss empfängt ihre Fans auf dem Wiener Platz der Menschenrechte beim Museumsquartier. Angesichts der gesellschaftlichen Bewegung, die ihre Kandidatur ausgelöst habe, "können wir nicht verlieren", sagt sie. "Wir haben schon gewonnen", zeigte sie sich überzeugt. Sie gab sich zuversichtlich, was den ersten Wahlgang am Sonntag angeht: "Es ist möglich, dass ein Ruck durch das Land geht."

Griss vor dem Museumsquartier.

Richard Lugner hält seine Schlussveranstaltung erst am Samstagabend ab, ebenfalls auf dem Stephansplatz. Zuvor ist der Baumeister noch auf der Mariahilfer Straße anzutreffen, am Nachmittag will er letzte Wähler in der Lugner-City überzeugen. (cs, go, koli, sefe, sterk, völ, 22.4.2016)