Flüchtlinge einst und heute begegnen sich auf der Bühne.

Foto: ArgeKultur / Mike Größinger

Der Chor der Schutzsuchenden sitzt in szenische Rückblenden erneut in einem Flüchtlingsboot nach Europa.

Foto: ArgeKultur / Mike Größinger

Salzburg – Flüchtlinge im Spannungsfeld zwischen Wutbürgern, Gutmenschen, Medien und Politik – das Theaterstück Überall nirgends lauert die Zukunft trifft den Zahn der Zeit. Flüchtlinge geraten zwischen die Fronten, werden instrumentalisiert und vorgeführt. Bedrückend reale Szenen, eingebettet in die Erzählung zweier Fluchtgeschichten, führen durch die Inszenierung der Salzburger Regisseurin Christa Hassfurther. Der Text stammt von Autor Vladimir Vertlib. Am Donnerstag wurde Überall nirgends lauert die Zukunft in der ArgeKultur Salzburg uraufgeführt.

Auf der Bühne stehen neben erfahrenen Schauspielern auch Asylwerber, die als Chor der Schutzsuchenden durch die Handlung führen. Die Asylwerber bringen den Alltag im Flüchtlingsquartier und szenische Rückblenden zu den Stationen der Flucht auf die Bühne. Mit Rettungswesten und Rucksäcken ausgestattet, wird etwa die Überfahrt im Boot nach Europa nachgestellt. Szenen, die die Handelnden teils selbst erlebt haben.

Hinzu kommt die Ebene der Politik, dargestellt von Dorit Ehlers als überforderte Bürgermeisterin. Die Politikerin schwankt in ihrer Ausrichtung zwischen "Grenzen dicht" und Nächstenliebe und setzt Flüchtlinge für transkulturelle PR-Events ein, um ihr Image aufzupolieren.

Gleichzeitig wird im Stück die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft erzählt. Der syrische Flüchtling Ibrahim (Salim Chreiki) und der Shoa-Überlebende David (Jurij Diez) führen Gespräche über Flucht, Vertreibung und Familie. Die Flüchtlinge von heute treffen auf den Flüchtling von vorgestern und spannen so einen Bogen von 1945 in die Gegenwart.

David ist ein Sinnsuchender und will das Versprechen einer alten Liebe einlösen. Er kehrt zurück an den Ort, wo er vor 70 Jahren als Flüchtling vor der Flucht nach Palästina Monate in einem Lager verbrachte. Dort trifft er auf Ibrahim, ein syrischer Flüchtling, der aktuell in dem Lager lebt und mit seinen eigenen Vorurteilen zu kämpfen hat.

Das Stück läuft als Koproduktion der ArgeKultur und des Theaters bodi end sole. Am 23., 27. und 28. April ist es noch in der ArgeKultur Salzburg zu sehen. Danach gibt es Vorführungen in Mittersill und Hallein. (Stefanie Ruep, 22.5.2016)