Lagos – Amnesty International hat dem nigerianischen Militär die Tötung Hunderter schiitischer Muslime zur Last gelegt. Die Menschenrechtsorganisation erklärte in einem am Freitag vorgelegten Bericht, ihre Untersuchungen hätten ergeben, dass die Streitkräfte bei Zusammenstößen im Dezember "willkürlich" auf friedliche Protestierende geschossen hätten. Dabei seien 350 schiitische Muslime getötet worden.

Es handelte sich um Proteste der Islamischen Bewegung von Nigeria (IMN). Regierungstruppen sollen die IMN im schiitisch dominierten Zaria angegriffen haben, nachdem einem Militärkonvoi die Durchfahrt verwehrt worden war. Das Militär erklärte dazu, die IMN-Anhänger hätten den Armeechef töten wollen und die Soldaten hätten angemessen darauf reagiert.

Kein Beweis für Tötungsabsicht

Es sei "nicht klar", weshalb die Armee einen derartigen Militäreinsatz gestartet habe, monierte hingegen Amnesty. Die Organisation warf den Streitkräften vor, keinen Beweis erbracht zu haben, dass die IMN den Armeechef habe töten wollen. Zudem habe die nigerianische Armee ihrerseits Beweise für die Tötung der Schiiten verschwinden lassen, sie habe "Menschen bei lebendigem Leib verbrannt, Gebäude zerstört und die Opfer in Massengräbern verscharrt". Die Organisation veröffentlichte dazu Satellitenaufnahmen möglicher Gräber.

Die IMN will in der nördlichen Region des afrikanischen Landes einen islamischen Staat nach dem Vorbild des Iran errichten. Der Iran wiederum versteht sich als Schutzmacht von Schiiten weltweit und hatte scharf gegen den Angriff der Truppen protestiert. (APA, 22.4.2016)