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Weltweit haben 13 Prozent Prozent der Manager kein Problem damit, zur Geschäftsanbahnung Bargeld zuzustecken.

Foto: Peter Steffen

Wien (APA) – Jedes vierte Unternehmen (24 Prozent) in Österreich wurde nach eigenen Angaben in den letzten zwei Jahren Opfer eines bedeutsamen Betrugs- oder Korruptionsfalls. 2014 lag der Anteil noch bei zwölf Prozent, schreiben die Wirtschaftsprüfer EY (Ernst & Young) in einer Aussendung. Die Zahl der entdeckten Fälle sei damit größer als in anderen Ländern.

Weltweit seien nur in zwölf Prozent der Unternehmen größere Betrugs- oder Korruptionsfälle entdeckt worden. Häufiger als in Österreich wurde Betrug nur in der Ukraine (48%), in Kenia (36%) und in Südafrika (26%) erkannt – geht man nach den Aussagen der von EY im Global Fraud Survey befragten 2.800 Manager, davon 50 aus Österreich. Die wenigsten Fälle wurden in der Slowakei (keiner), in der Türkei und in Indonesien (jeweils 2 Prozent) entdeckt.

Professioneller Umgang

Man dürfe aus der Steigerung in Österreich nicht ungeprüft ableiten, dass die Kriminalität in den heimischen Unternehmen im gleichen Ausmaß gestiegen ist, schreibt Andreas Frohner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY Österreich. Vielmehr würden die Unternehmen immer professioneller und transparenter im Umgang mit solchen Fällen. Vor allem "Whistleblower-Hotlines" und eine stärkere interne Revision würden helfen. Grundsätzlich sei aber "die Kriminalität von Außen in Form von Cyber-Attacken tatsächlich stark ansteigend."

Im Gegenzug sind 39 Prozent der Manager weltweit bereit, mit Geschenken ihr Geschäft anzukurbeln, oder dazu die Finanzergebnisse absichtlich falsch darzustellen. In Österreich liegt dieser Anteil mit 20 Prozent nur halb so hoch. Dazu wurden von EY pro Land 50 Unternehmer.

Am wenigsten Hemmungen haben die weltweit von EY befragten 2.825 Manager damit, "Unterhaltungsdienstleistungen", also Tickets für Konzerte oder Fußballspiele oder ähnliche Vergünstigungen zu verteilen. Ein Viertel (24 Prozent) der Befragten hält dies für zulässig. Persönliche Geschenke würden 12 Prozent verteilen, Bargeld zustecken würden 13 Prozent. Vier Prozent wären bereit, Finanzergebnisse bewusst falsch darzustellen, um ihrem Unternehmen zu helfen. "Zumindest einen" dieser Schritte würden 39 Prozent der Befragten setzen.

Die Österreicher zeigen sich deutlich zurückhaltender. 16 Prozent würden Tickets verteilen, 12 Prozent persönliche Geschenke, 2 Prozent Bargeld. Auf Bilanzfälschung würden 4 Prozent zurückgreifen. In Summe können sich 20 Prozent zumindest eine dieser Maßnahmen vorstellen.

Widersprüchliche Wahrnehmung

Offenbar sehen viele Österreicher solche Gaben nicht als Korruption. Denn weltweit gehen 39 Prozent davon aus, dass "Bestechung bzw. korrupte Methoden im Geschäftsleben in Ihrem Land weit verbreitet" sind – ebenso viele wie selber zur Geschenkgabe bereit wären. In Österreich sehen nur 10 Prozent Korruption als weit verbreitet an, obwohl 20 Prozent gerne milde Gaben verteilen.

Im Korruptionsranking von EY steht Brasilien (90 Prozent) an erster Stelle vor der Ukraine (88 Prozent), Thailand und Nigeria (je 86 Prozent) und Kenia (84 Prozent). Musterschüler sind Finnland (Null Prozent) vor Saudi-Arabien, Schweden und Dänemark (je 4 Prozent).

In Österreich ist das Unrechtsbewusstsein nach Einschätzung von Andreas Frohner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei EY, stark ausgeprägt, die Kontrolle vergleichsweise effektiv. 52 Prozent der heimischen Manager sind der Ansicht, dass die österreichischen Strafverfolgungsbehörden Fälle von Bestechung und Korruption verfolgen und zu einer Verurteilung bringen. Weltweit sind nur 33 Prozent dieser Ansicht.

(APA, 21.4.2016)