Rund 25 Produkte des Sortiments sind vegan, bisher tragen erst drei das Vegan-Siegel

Foto: Manner

Wien – Das Thema Veganismus sorgt nicht nur für Polarisierung, sondern auch für klingelnde Kassen: Die österreichweit aus dem Boden sprießenden Filialen von Denn’s Biomarkt sind eine beliebte Einkaufsstelle für Anhänger pflanzlicher Kost, mit Veganz und MaranVegan hat Wien gleich zwei vollständig vegane Supermärkte.

Neben offensichtlich auf vegane Konsumenten zugeschnittenen Lebensmitteln gibt es viele, die still und leise mit rein pflanzlichen Bestandteilen auskommen und nur erfahrenen Veganern bekannt sind. Ob aus Kostengründen, ökologischen oder ethischen Überlegungen, zahlreiche Hersteller verzichten auf tierische Inhaltsstoffe, ohne dies an die große Glocke zu hängen.

Seit 100 Jahren vegan

Die wenigsten wissen wohl, dass Manner Schnitten vegan sind. Schon "bevor man wusste, was das ist", erklärt das Unternehmen augenzwinkernd auf seiner Website. Die Rezeptur ist seit mehr als 100 Jahren dieselbe, doch erst seit diesem Jahr sind die Neapolitanerwaffeln mit dem Vegan-Siegel der Europäischen Vegetarier-Union gekennzeichnet.

Manner ist sehr beliebt in der veganen Community, sagt Unternehmenssprecherin Karin Steinhart. "Da wir sehen, dass der vegane Lebensstil kein kurzweiliger Trend ist, sondern immer mehr Menschen tierische Produkte weglassen, wollen wir genau diese Käuferschicht ansprechen". Dass die vegane Kennzeichnung Konsumenten abschrecken könnte, glaubt sie nicht.

Überraschend pflanzlich

Im Gegenteil bekomme man viele positive Rückmeldungen: Ältere Damen seien hocherfreut ihren veganen Enkerln etwas Süßes schenken zu können, ohne einen Spezialitätenladen aufsuchen zu müssen, so Steinhart. Rund 25 Produkte des Sortiments sind vegan, bisher tragen nur die originalen Manner Schnitten sowie die Zitrone- und Vollkorn-Schnitten das Siegel.

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Berlin feierte im November wieder den Vegan-Tag.
Foto: EPA/Bern Üsettnik

Der Apfelstrudel von Clever, Mohnnudeln von Merkur, Rittersport Marzipan und Mon Cheri Pralinen enthalten ebenfalls weder Milch noch Ei, ohne dass es auf den ersten Blick ersichtlich wäre. Das österreichische Online-Magazin "Veganblatt" hat daher sogar die Beitragsserie "Unerwartet vegan" gestartet und stellt regelmäßig überraschend pflanzliche Produkte vor.

Pionier am Markt

Auch die großen Supermarktketten Rewe, Spar und Hofer sind längst auf die vegane Welle aufgesprungen und locken mit einem umfangreichen Sortiment. Im vergangenen Jahr wurde das Angebot der Rewe-Eigenmarke Vegavita mehr als verdoppelt. Derzeit laufen unter der Marke rund 80 verschiedene Artikel, alle ohne tierische Zutaten.

Die Bandbreite reicht dabei von Räuchertofu und Frankfurter Würsteln aus Weizengluten, bis hin zu Humus, Linsensuppe oder Vanilleeis. Damit ist Vegavita nicht nur in der Kühlung zu finden, sondern zusätzlich im Tiefkühlbereich und im Trockensegment sowie auch in der Feinkost, sagt Rewe-Sprecherin Ines Schurin. Vegavita sei zudem ein "Pionier" für pflanzliche Ernährung am österreichischen Markt: Seit 2002 ist die Marke bereits erhältlich.

Unterschiedliche Essgewohnheiten

Spar Veggie gibt es erst seit 2012, dafür umfasst die Marke bereits mehr als 100 Produkte, rund zwei Drittel davon sind vegan, die anderen vegetarisch. "Die typischen Kunden sind alle Menschen, die in Österreich Lebensmittel einkaufen", meint SPAR-Pressesprecherin Nicole Berkmann. "Also quer durch alle Bevölkerungsschichten, mit den unterschiedlichsten Ernährungsgewohnheiten." Man merke aber, dass "reine Veganer" verstärkt zu den veganen Spar Veggie-Produkten greifen, seit diese in größerem Stil angeboten würden.

Die genaue Kaufkraft von Veganern ist schwer in Zahlen festzumachen, unter anderem weil sich sowohl Spar als auch Rewe bezüglich ihrer Umsatzzahlen bedeckt halten. Zudem ist es schwer, festzustellen, wie viele Menschen die Zielgruppe überhaupt umfasst.

Zukunftstrend vegan

Laut einer IFES-Studie aus dem Jahr 2013 leben neun Prozent der Österreicher vegetarisch oder vegan. Die Vegane Gesellschaft Österreich (VGÖ) schätzt die Zahl der Veganer mittlerweile höher ein. "Allein auf Facebook haben wir mehr als 40.000 Fans", erklärt Obmann Felix Hnat. Angesichts des veganen Angebots im Supermarkt, in Restaurants und des Zustrom bei VGÖ-Veranstaltungen, geht er von etwa einem Prozent Veganern in Österreich aus. Zehn Prozent sind seiner Meinung nach Vegetarier.

Zukunftsforscher Matthias Horx glaubt, dass der Fleischverzehr weiter zurückgehen wird. In der EU stagniere er bereits, in den USA gehe er seit Jahren deutlich zurück, so Horx. Nicht nur Trendforscher räumen der pflanzlichen Ernährungsweise gute Chancen ein, sich in Zukunft weiter zu verbreiten: Rewe beobachtet eine "zunehmende Nachfrage" nach veganen Produkten; Spar gibt an, sein veganes Sortiment "laufend zu erweitern". (Elena Pramesberger, 23.04.2016)