Freundschaftsspiele sind für Fußballtrainer eine verzwickte Angelegenheit. Einerseits müssen sie die Ernsthaftigkeit und den wichtigen Testcharakter der Aufgabe betonen, andererseits wissen sie, dass es um nichts geht. Hauptsache ist, dass sich niemand verletzt. In einem ähnlichen Zwiespalt befinden sich heimische Medien bei ihrer Berichterstattung zur Bundespräsidentschaftswahl. Wohl wissend, dass die Praxis des Amtes am ehesten vergleichbar ist mit einer Art Reality-Version der TV-Formate Die liebe Familie und Wir sind Kaiser, tun sie zur Unterhaltung ihrer Leser so, als ob die Zukunft unseres Landes auf dem Spiel stünde.

Diesmal leidet die Relevanz der Wahl auch noch unter der Tatsache, dass die Hälfte der Kandidaten nur Ersatzleute sind.

Am deutlichsten spürbar ist das bei Rudolf Hundstorfer, dessen Motivation im Wahlkampf wirkt, als hätte er eine Wette verloren. Sein Personenkomitee leitet Franz Vranitzky. Sollte es die ursprüngliche Absicht der SPÖ gewesen sein, diese Wahl auch zu gewinnen, wäre es umgekehrt zweifelsohne gescheiter gewesen. Dem Vernehmen nach wäre Vranitzky sogar dazu bereit gewesen. Seine Präferenz für Gerhard Zeiler an der Spitze der Partei hätte dies jedoch in den Augen von Werner Faymann zu einer unerwünschten Idee gemacht.

Auch Andreas Khol ist ein Kandidat wider Willen, der sogar noch, fünf Tage nachdem er von seiner Kandidatur erfahren hatte, Erwin Pröll anflehte, doch bitte anzutreten. Warum dieser sich nicht erweichen ließ, ist nach wie vor unklar. Seine damalige Erklärung, er hätte sich noch einmal mit seiner Familie beraten, lässt offen, wer da aller mitreden durfte.

Schlussendlich gelang es dem Landeshauptmann immerhin, Khols Wahlkampf final zu versenken, indem Pröll das Innenministerium in ein Problembären-Gehege des Landes Niederösterreich umwidmete. Die Formulierung der Salzburger Nachrichten, Wolfgang Sobotka habe sich als Finanzlandesrat "nicht ausschließlich durch übergroße Kompetenz ausgezeichnet", wirkt wie die Feststellung, dass die touristische Attraktivität von Senkgruben nicht ausschließlich auf deren Aromenvielfalt beruht. Man kann nur hoffen, dass die übrigen in St. Pölten vom Baum gefallenen Kronprinz-Äpfel à la Karner, Schneeberger oder Kirchweger nicht auch noch in Ministerämtern weiterschrumpeln dürfen.

Die demütigendste Ersatzmann-Rolle muss Norbert Hofer spielen. Als Zweitbesetzung von Ursula Stenzel engagiert zu werden ist so, als würde man bei einem Film nur deshalb besetzt, weil Albert Fortell abgesagt hat. Kein Wunder also, dass der pannonische Schrumpfgermane seinen Wahlkampf für FPÖ-Verhältnisse eher verschämt anlegte. Die Empörung darüber, dass er Alexander Van der Bellen als "faschistischen Diktator" bezeichnete, übersieht, dass dies zumindest von den Gründervätern von Hofers Partei nicht als Beschimpfung aufgefasst worden wäre.

Zusammenfassend kann man also von einem Freundschaftsspiel sprechen, dessen Sinn beim Fußball ja auch darin besteht, möglichst viele Ersatzleute einzusetzen, weil das Ergebnis zweitrangig ist. Und was das interne Derby SPÖ gegen ÖVP anbelangt, wäre ein 0:0 keine Überraschung. (Florian Scheuba, 20.4.2016)