Michael Häupl, Wiens Bürgermeister und Pate einer Riesenschildkröte, wünscht sich mehr Effizienz in seiner Partei.

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Wien – Die SPÖ Wien will wieder mehr Kontakt zu ihren Wählerinnen und Wählern herstellen. Oder zu denen, die es sein könnten. "Das Wahlergebnis bei den letzten Gemeinderatswahlen war gut", sagte Bürgermeister Michael Häupl am Dienstag. Aber es sei "kein Auftrag gewesen, so weiterzumachen wie bisher".

Die SPÖ wolle "wirkungsmächtiger nach außen" werden und sich bis zur nächsten Wahl 2020 reorganisieren und verbessern. Schaffen will Häupl das mit einer Nachbarschaftsaktion, die die Funktionärinnen, Funktionäre und Mitglieder der Partei wieder unter die Leute bringen soll. So will die SPÖ die Ängste der Menschen besser kennenlernen. "Das ist wie im Spitzensport: Wenn man nicht permanent drauf ist, fällt man zurück", sagt Häupl.

SPÖ will Grätzelprobleme erkennen

Näher an die Menschen will es die SPÖ mit einer Vier-Phasen-Kampagne schaffen. Derzeit steht sie noch am Anfang. Es werde analysiert, wo es "weiße Flecken" gibt, also in welchen Bezirken und Grätzeln die Partei unsichtbar ist und zuletzt Stimmen verloren hat, wie Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler erklärt. Dafür werden aktuell 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rhetorisch und inhaltlich zu Bildung, Zusammenleben, Wohnen und sozialem Zusammenhalt geschult. 150 weitere hätten sich schon angemeldet. In weiteren Schritten sollen Gespräche mit der Bevölkerung geführt werden.

Die Ergebnisse sollen in die "größte Wiener Grätzelbefragung" münden, wie Niedermühlbichler sagt. Dabei sollen Fragebögen zu Problemen und Anliegen in der Nachbarschaft an alle Bewohnerinnen und Bewohner ausgeschickt werden. Damit im Anschluss genau dort angesetzt werden kann.

Partei wird umorganisiert

Umstrukturieren will sich die Partei auch selbst: Effizienz ist das Stichwort der neuen Roten. "Weniger sitzen, mehr bewegen", nennt es Niedermühlbichler. Die Sitzungskultur müsse etwa überdacht werden. Aber auch, ob wirklich jeder Bezirk seine eigenen Mitglieder verwalten müsse oder ob das nicht zentral von der Landespartei übernommen werden kann. Die strukturelle Neuaufstellung soll aber nicht mit Kündigungen oder Einsparungen einhergehen.

Um sicherzustellen, dass die Nachbarschaftsaktionen auch großflächig umgesetzt werden können und die SPÖ wieder an Boden gewinnt, sollen keine Sektionen geschlossen werden. "Wenn die Außenwirksamkeit passt, kann es auch mehr geben", sagt Niedermühlbichler.

Fürsorge im Bezirk

Die "Fürsorgeräte" der SPÖ, die in der Nachkriegszeit als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner dienten, seien zwar zu Recht abgeschafft worden, wie Häupl betont. Ähnliche Bezugspersonen sollen aber wiederkommen. Für jeden Bezirk solle es einen "Sozialbezirksrat" nach Alsergrunder Vorbild geben. Diese sollen im Kontakt mit den Bewohnern – etwa durch Grätzeltouren – Fragen aus dem Sozialbereich beantworten und Unterstützung anbieten. (Oona Kroisleitner, 19.4.2016)