Wien – Der grüne Bildungssprecher Harald Walser will in einer Anfrage an die Bildungsministerin wissen, wie eine Salzburger Lehrerin bis zu 18 Wochenstunden zusätzlich zu ihrer Lehrverpflichtung unterrichten konnte.

Er kritisiert, "derart enorme Arbeitsbelastungen" würden die Qualität des Unterrichts stark einschränken. In dem Schreiben erhebt Walser den Vorwurf, es handle sich dabei um "unzulässige Mehrdienstleistungen", die dem sogenannten Sicherstellungserlass entgegenstünden. Darin heißt es: "Mehrdienstleistungen sind auf alle infrage kommenden Lehrer/innen etwa gleichmäßig aufzuteilen." Walsers Rechnung zufolge kommt die Lehrerin auf rund 76 Stunden pro Woche, wenn man die Lehrerinnenstunden mit dem gängigen Schlüssel von 1 zu 2 auf Beamtenstunden umrechnet.

"Keine wirkliche Kontrolle"

Dass es sich bei der betreffenden Person um die Frau des Salzburger Landesschulratspräsidenten handelt, die an zwei HAK-Standorten Informations- und Officemanagement unterrichtet, bestätigt Walser in seiner Meinung, dass die Länder weniger unkontrollierte Macht im Bildungsbereich haben sollten: "Das Beispiel zeigt, wenn es keine wirkliche Kontrolle gibt, mutieren die Ländern zu hoheitlichen Fürstentümern."

Im Landesschulrat weist Roland Bieber, der Leiter der Präsidialabteilung, die Vorwürfe des Grünen-Abgeordneten zurück. Es seien derzeit "nicht ausreichend Lehrpersonen" für den Gegenstand verfügbar, es befinde sich auch keine Lehrkraft auf der Warteliste, die den Standorten zugeteilt werden könnte. Bieber: "Die Stunden müssen aber gehalten werden."

Wie viele Kolleginnen und Kollegen die Präsidentengattin im Fach Informations- und Officemanagement hat, kann Bieber auf Anfrage des STANDARD nicht beantworten. Man sei gerade dabei, das im Zuge der Anfragebeantwortung zu erheben.

Gefragte Informations- und Officemanagement-Lehrer

Die Grünen wollen noch mehr Informationen. Sie fragen etwa, ob es an den beiden HAK-Standorten andere Lehrkräfte gibt, die Informations- und Officemanagement unterrichten können. Auch nach befähigten Lehrkräften an anderen höheren Schulen in Salzburg erkundigt man sich.

Walser spricht von einem "völligen Versagen von Schulleitung und Schulaufsicht", ein Umstand, der sich seinen Informationen zufolge auch im kommenden Schuljahr nur geringfügig ändern soll. Laut provisorischer Lehrfächerverteilung einer der beiden HAKs soll die Frau des Landesschulratspräsidenten hier wieder knapp elf Wochenstunden unterrichten, sagt Walser dem STANDARD. Er wertet auch diese Stunden als Mehrdienstleistung, "weil die Lehrerin an ihrer Stammschule ja vollbeschäftigt ist". Im Landesschulrat heißt es, man kenne diese Planung nicht. Der Bericht an das Ministerium werde jedenfalls bereits demnächst fertig sein. (riss, 19.4.2016)