Astabschnitte, Hasengitter oder Stützstäbe schützen das Beet vor unliebsamem Besuch durch Samtpfoten.

Illustration: Dennis Eriksson

Der Gartler ist ein begeisterter Gemüsebauer geworden. Angetrieben von der Vorstellung, fast das ganze Jahr über Gemüse aus dem eigenen Garten zu essen, hat er sich Hochbeet über Hochbeet in die Blumenbeete gestellt – er spürt es ja mittlerweile ein bisserl im Kreuz und möchte lieber aufrecht denn in Gartlerstellung seine Pflanzen betrillern.

Die Beete stehen, die Sonne hat an Höhe gewonnen, die Sommerzeit sorgt für längere Arbeitstage – jetzt brauchen die Beete nur noch befüllt zu werden. Dazu eignen sich im zeitigen Frühjahr die ausdauernden unter den im Verkauf befindlichen Jungpflanzen, zu nennen sind hier Mangold, Blattsalat und Kohlrabi. Die Jungpflanzen gibt es als Keimlinge in Minipots zu kaufen, meist tragen sie nicht mehr als die ersten zwei, drei Blätter. Die Gier ist ein Luder, warten können die anderen, denkt sich der Gartler und stattet sich entsprechend für die nächsten 15 Jahre Atomkrieg aus.

Nicht fest, aber bestimmt

Mit einem Finger bohrt er kleine Löcher ins lockere Erdreich, steckt jeweils ein Pflanzerl hinein und drückt die Erde rundherum nicht zu fest, aber doch bestimmt an. So fährt er fort, bis auch der letzte Kohlrabi, der letzte Mangold und der letzte Blattsalat im Erdreich stecken. Mit sanfter Brause wässert er vorsichtig die fragilen Lebewesen und gönnt sich selbst einen Schluck herber Gartlerperle.

Bevor er ins Haus zurückkehrt, streichelt er den entzückenden jungen Kater Miez, grau-weiß, von gegenüber, der seit einiger Zeit seine Terrasse bewohnt und sich von ihm füttern und umsorgen lässt. Doch auch Gastkater müssen mal, und so muss der entsetzte Gartler zusehen, wie sich das Tier, bevorzugt in der frischen Erde der neu aufgeschütteten Hochbeete, eine Grube gräbt, darin defäkiert, und im Anschluss die Grube wieder fein säuberlich zuschüttet.

Missbrauchtes Beet

Nur ein kleiner Erdwall gibt Hinweis darauf, was sich darunter befindet. Und so sieht das junge Gemüsehochbeet dann in der Früh aus: kleine Erdwälle, ausgegrabene Jungpflanzen, vergrabene Keimlinge – ein wildes Drunter und Drüber. Aber wie soll er das Tier daran hindern, sein Beet als Klo zu missbrauchen?

Dem Gartler fällt ein, dass er ja nie etwas wegschmeißen kann und noch über eine Menge Birkenschnitt vom letzten Herbst verfügt. Die dünnen Zweige und dickeren Äste legt er einem Gitter gleich lose über die zarten Jungpflanzen. Sie werden dadurch kaum beschattet und die Äste verhindern, dass die Kater und Katzen der näheren Umgebung ihm in die neuen Beete machen.

Da darf der Gartler vor Freude über sein sinnvolles Bunkern nur scheinbar unsinniger Abschnitte lächeln und noch einen Schluck herber Gartlerperle nehmen. (Gregor Fauma, RONDO, 22.4.2016)