Grafik: STANDARD

Bild nicht mehr verfügbar.

Noch müssen einige Hürden genommen werden, bald sind Immofinanz und CA Immo aber wohl eins. Eine Fusion steht an.

Foto: Reuters/Bader

Wien – Nach langem Hin und Her und in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streitereien bahnt sich am österreichischen Immobilienmarkt eine Milliardenfusion an. Die Immofinanz, das größte private Immo-Unternehmen des Landes, hat sich für gut 600 Millionen Euro bei der etwas kleineren CA Immo eingekauft. Im Vorjahr haben beide Firmen versucht, jeweils Anteile am anderen zu erwerben. Die Verhandlungen liefen aber ins Leere.

Nun nimmt die Immofinanz mit einem 26-Prozent-Anteil am Konkurrenten das Zepter in die Hand. Die Fusion soll im nächsten Jahr über die Bühne gehen. Zunächst muss aber erst einmal der Anteilsverkauf vom Vorstand der CA Immo und vom Aufsichtsrat der Immofinanz abgesegnet werden, dann braucht es die Zustimmung der Aktionäre beider Firmen. Auch die Kartellbehörden diverser Länder müssen noch ihr OK geben. Die beiden Immo-Konzerne vermieten Bürokomplexe und Gebäude für den Einzelhandel in Zentral- und Osteuropa.

Partnerschaftlich

Auch wenn man bei der Immofinanz betont, dass der Zusammenschluss partnerschaftlich verlaufen soll, war man bei der CA Immo zunächst überrumpelt. Man habe erst am Sonntag vom Verkauf erfahren, sagte eine Sprecherin auf Nachfrage. Bisher sei man in keine Gespräche involviert gewesen. "Dass die Fusion aber grundsätzlich Sinn macht, ist klar." Bei der Pressekonferenz am Montag, wo der Aktienkauf und die anstehende Fusion bekanntgegeben wurden, war niemand von der CA Immo anwesend. Die Gespräche sollen jetzt starten, noch ist nicht entschieden, wer in welchem Unternehmen aufgehen soll, hieß es bei der Pressekonferenz.

Die Immofinanz hat den Anteil am Immo-Konzern vom russischen Milliardär Boris Mints erworben. Er ist laut dem Magazin Forbes mit einem Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar der fünfundfünzigreichste Mensch Russlands. Eine Fusion der beiden Unternehmen wäre mit Mints nicht möglich gewesen, sagt eine Sprecherin der Immofinanz. Den Grund dafür wollte sie auf Nachfrage aber nicht nennen. Bei Mints' Unternehmen O1 war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Analysten sehen Deal positiv

Von Analysten wird die Fusion begrüßt. "Der Deal macht Sinn, weil beide Unternehmen in ähnlichen Märkten aktiv sind", sagt Christoph Schultes, Analyst bei der Erste Group, zum STANDARD. Gemeinsam könne man Kosten sparen. Die Immofinanz geht davon aus, dass der fusionierte Konzern billiger an Kredite kommt und bei der Verwaltung einspart. Auch die Maklerkosten sollen sinken und die Mieten etwas nach oben gesetzt werden.

"Die Logik hinter der Fusion ist schlüssig", sagt Alois Wögerbauer, Fondsmanager bei 3-Banken Generali. Wögerbauer hat etwa 30 Millionen Euro von Kunden in die beiden Konzerne investiert. "Es ist gut für die Wahrnehmung in Europa und die Wiener Börse." Wichtig sei auch, dass es sich um keine feindliche Übernahme handle und man jetzt besser zusammenarbeiten könne. Seit den Streitereien im Vorjahr haben beide Firmen ihre Führung ausgetauscht.

Für die Immofinanz ist die Fusion auch so etwas wie eine Flucht nach vorne. Der Aktienkurs ist in den vergangenen Jahren eingebrochen. In Russland besitzt die Firma fünf Einkaufszentren. Wegen des niedrigen Ölpreises und den Wirtschaftssanktionen steckt das Land in einer Wirtschaftskrise. Das Geschäft dort sei "hochproblematisch", sagt Wögerbauer.

Im fusionierten Konzern wird das Russland-Geschäft nicht mehr enthalten sein, gab der Vorstandschef der Immofinanz, Oliver Schumy, bei einer Pressekonferenz am Montag bekannt. Es soll entweder verkauft oder abgespalten werden. Anleger reagierten positiv auf die Ankündigung. Die Aktien beider Unternehmen legten am Montag deutlich zu. (Andreas Sator, 18.4.2016)