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Maiskeimöl hat ein ungesundes Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.

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Die einen sind gut, die anderen böse. Die Rede ist von Fetten. Doch diese Unterscheidung gerät in letzter Zeit immer wieder ins Wanken. So auch durch eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung des US-Forschers Christopher E. Ramsden vom National Institute of Health.

Neben der Fettmenge, die ein Mensch zu sich nimmt, spielt auch die Qualität des Fetts für die Gesundheit eine entscheidende Rolle. Pflanzliche Fette enthalten einen hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren, die das Cholesterin reduzieren. Tierische Fette hingegen, bestehen großteils aus gesättigten Fettsäuren, die den Ruf haben, Arterienverkalkungen zu fördern und den Cholesterin-Spiegel nach oben zu treiben – Herzinfarkt und Schlaganfall sind im schlimmsten Fall die Folge.

Das Wissen über gute und schlechte Fette gibt es schon lange. Doch ob sie auf den Körper tatsächlich die ihnen nachgesagten Auswirkungen haben, wurde in wissenschaftlichen Studien bisher kaum untersucht. Das Problem dabei: Die Teilnehmer müssen ihre Ernährung für mehrere Jahre – meist drastisch – umstellen.

Alte Daten – neue Ergebnisse

Das Forscherteam um Ramsden hat deshalb auch keine neue Studie gestartet, sondern eine über 40 Jahre alte Untersuchung neu ausgewertet. Analysiert wurden die Daten von 9.423 Frauen und Männern, die in den Jahren 1968 bis 1973 in Minnesota an einer Studie teilnahmen. Das "Minnesota Coronary Experiment" war, so die Autoren, die wohl größte Ernährungsuntersuchung, bei der der Cholesterin-Spiegel der Teilnehmer durch den Austausch von tierischen durch pflanzliche Fette gesenkt werden sollte.

Während eine Gruppe bei den tierischen Fetten blieb, stiegen andere komplett auf Maiskeimöl um – für viereinhalb Jahre. Das nicht wirklich überraschende Ergebnis: Die Cholesterin-Spiegel der Pflanzenfettesser sanken deutlich im Vergleich zu den Tierfettessern. Das hingegen sehr überraschende Ergebnis der aktuellen Untersuchung: Der Umstieg von tierischem auf pflanzliches Fett verringert das Sterberisiko durch Herzkrankheiten nicht – im Gegenteil: "Teilnehmer, deren Cholesterin gesunken war, hatten sogar ein höheres Risiko zu sterben", so die Studienautoren.

Dieses Ergebnis widerspricht der bisher angenommenen, so genannten "Diet-heart hypothesis", die davon ausgeht, dass durch den Austausch von tierischem durch pflanzliches Fett die kardiovaskuläre Sterblichkeit – aufgrund einer Reduzierung des Cholesterins – sinkt.

Gefährliches Omega-6

Eine Erklärung für das unterwartete Ergebnis könnte in den Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren liegen, die zu unterschiedlichen Teilen in pflanzlichen Ölen enthalten sind – auch im Maiskeimöl, auf das die Studienteilnehmer in Minnesota umgestiegen sind. Dabei kommt es auf die Zusammensetzung an. Ideal ist ein Verhältnis von 1:5 (ein Omega-3-Teil zu fünf Omega-6-Teilen). Dann heben sich die Wirkungen gegenseitig auf und der Körper nimmt keinen gesundheitlichen Schaden durch die Omega-6-Fettsäuren, die meist zu hoch dosiert sind und dadurch beispielsweise Blutgefäße verengen und Entzündungen fördern können.

Maiskeimöl hat ein Verhältnis von 1:54. Die höhere Sterblichkeit der Pflanzenfettesser könnte daher auf den hohen Omega-6-Fettsäuren-Anteil im Maiskeimöl zurückzuführen sein.

"Die Vorteile von pflanzlichem, gegenüber tierischem Fett sind nun nicht mehr so eindeutig, wie wir bisher dachten", kommentiert der australische Gesundheitsexperte Lennert Veerman die neuen Ergebnisse. "Während wir auf Aufklärung warten, sollten wir weiterhin mehr Fisch, Obst, Gemüse, sowie Vollkornprodukte und weniger Salz, Zucker und Transfette essen". (Bernadette Redl, 19.4.2016)