Noch immer halten sich im provisorischen Flüchtlingslager Idomeni mehr als 10.000 Menschen auf.

Foto: AFP PHOTO / DANIEL MIHAILESCU

Athen – Bis Ende der Woche sollen sich die wilden Flüchtlingslager am Hafen von Piräus und im nordgriechischen Grenzort Idomeni leeren. Das berichteten griechische Medien unter Berufung auf den stellvertretenden Verteidigungsminister Dimitris Vitsas. Bereits am Sonntag seien mehr als 1.500 Menschen von Piräus mit Bussen in ein staatliches Auffanglager gebracht worden, meldete der Radiosender Athina 984.

Insgesamt hielten sich zuvor rund 3.600 Flüchtlinge und Migranten am Hafen auf, immer wieder kam es zu Zusammenstößen zwischen den verschiedenen Nationalitäten. Im Grenzort Idomeni harrten nach Angaben des staatlichen Krisenstabs für Flüchtlinge zuletzt noch mehr als 10.000 Menschen aus. Bisher hatten sich die Lagerbewohner stets geweigert, in staatliche Auffanglager umzusiedeln, aus Angst, dort "vergessen" zu werden und schlechte Bedingungen vorzufinden.

Gebremster Zustrom

Lediglich 30 Flüchtlinge und Migranten haben innerhalb von 24 Stunden bis Sonntag früh von der türkischen Küste aus nach Griechenland übergesetzt. Das teilte der griechische Stab für die Flüchtlingskrise am Sonntag in Athen mit. Demnach kamen auf der Ägäisinsel Kos 18 Menschen an, weitere drei erreichten Chios und neun Menschen die Insel Samos.

Der Flüchtlingszustrom von der Türkei nach Griechenland ist damit weiterhin rückläufig; am Samstag kamen 125 Menschen an, in den Tagen zuvor waren es durchschnittlich 80 Personen. Zum Vergleich: Noch im März setzten im Schnitt täglich 900 Menschen über.

Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen Brüssel und Ankara am 20. März können Flüchtlinge und Migranten, die von der Türkei nach Griechenland übersetzen, in die Türkei zurückgeschickt werden. Ziel der Vereinbarung ist es, den Flüchtlingszustrom nach Europa einzudämmen und die Menschen von der gefährlichen Reise über die Ägäis abzuhalten.

Hinweise auf Alternativroute

Unterdessen ist südwestlich der griechischen Halbinsel Peloponnes am Samstagabend ein Holzboot mit 41 Flüchtlingenan Bord gestoppt worden. Man sei davon überzeugt, dass die Menschen von Ägypten aus mit Ziel Italien ins Meer gestochen seien, sagte ein Offizier der griechischen Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Sollte sich die Herkunft des Bootes bewahrheiten, spräche das für Alternativrouten, die Schmuggler reaktivierten. Der griechischen Küstenwache zufolge wurden die Menschen zum nahegelegenen griechischen Hafen Kalamata auf dem Peloponnes gebracht. Die Befragungen dauerten an; es soll sich nicht um Nordafrikaner, sondern um Syrer und Iraker handeln.

Seit die Balkanroute dicht und der EU-Türkei-Pakt in Kraft ist, rückt die Route über das Mittelmeer nach Italien wieder in den Fokus. Schlepper machen Migranten nach griechischen Angaben bereits neue Angebote. (APA, 17.4.2016)