Auf die Frage, ob man sie "ehemalige Terroristin" nennen könne, meint Leila Khaled: "Ich bin eine Freiheitskämpferin, eine Frau und eine Mutter."

Foto: apa

Am Freitag Abend fand im Österreichisch-Arabischen Kulturzentrum (OKAZ) ein umstrittene Vortrag von der palästinensischen Flugzeugentführerin Leila Khaled statt. "Revolutionsikone besucht Wien" stand auf den Plakaten der Veranstaltung. Der Vertreter der Palästinenser in Österreich, Saleh Abdel Shafi, begrüßte sie als Ikone der "nationalen Befreiung".

Schon im Vorfeld sorgte die Einladung Khaleds für Aufregung. Unter anderem hatte der Präsident der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft (ÖIG), Peter Florianschütz (SPÖ), in einer Aussendung erklärt, es sei "völlig unverständlich", dass "ein bekennendes Mitglied der Organisation 'Volksfront zur Befreiung Palästinas' (PFLP), die auf der EU-Terrorliste aufscheint, in Wien einen Vortrag zur Bewerbung ihrer Ziele halten kann". Auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch forderte die Behörden auf, die Veranstaltung zu untersagen.

Die heute 71-jährige Leila Khaled entführte 1969 ein amerikanisches TWA-Flugzeug und zwang es nach Damaskus zu fliegen. Die israelischen Passagiere wurden als Geiseln verwendet, um syrische und ägyptische Kriegsgefangene freizupressen, das Flugzeug wurde gesprengt.

Viel Applaus für Khaled

Leila Khaled trat schließlich unter großem Applaus auf. Aktivisten und Unterstützer riefen sowohl vor als auch nach ihrem Vortrag "Free Palastine". Der Saal des Kulturzentrums war gepackt voll, von den 180 Gästen standen viele am Gang, etwa 30 Personen mussten nach Hause geschickt werden. Hineingelassen wurde nur, wer sich im Vorfeld angemeldet hatte. Bei 150 Anmeldungen wurde die Liste aufgrund von Platzmangel geschlossen. Das Kulturzentrum nahm nur Anrufe mit nicht-unterdrückter Telefonnummer entgegen – zu viele Drohanrufe hatte es gegeben.

Khaled bekräftigte, dass es die"Pflicht und das Recht" der Palästinenser sei, die "Besetzung Palästinas" zu beenden. Man habe daher nach 1967 eine "bewaffnete Revolution" gestartet. Man nutze diese "Werkzeuge" um die Freiheit wiederzuerlangen. Sie erläuterte, dass die "Sprache der Besetzung viel schlimmer ist als unsere Methode." Sie würde sich nur gegen die "demographischen Bomben" Israels wehren, und gegen die "Apartheid, die in Palästina vorherrscht", ankämpfen.

Sie betonte, natürlich gegen den Holocaust zu sein, doch Israel würde nun einen Holocaust gegen Palästina führen. Mit dem "friedliche Mittel" das BDS, also dem "Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen" gegen Israel sollen ihre Unterstützer "weiter für Palästina kämpfen".

Heimreise am Sonntag

Am Ende des Vortrags gab es Standing Ovations ihrer Unterstützer. Vor dem Gebäude kam es während des gesamten Vortrags zu keinen Zwischenfällen. Ein Polizeiauto in Bereitschaft verließ den Veranstaltungsort bereits nach einer Stunde.

Khaled reiste vor etwa zwei Wochen in die Niederlande, von denen sie auch ihr Schengenvisum erhalten hat. Sie erklärte: "Ich kam legal über alle Grenzen, so wie jeder andere Person auch." Von den Niederlanden reiste sie weiter nach Schweden und Deutschland. In Österreich, der letzten Station ihrer Reise, bleibt sie zwei Tage, am Sonntag fliegt sie zurück nach Amman. (saw/red, 15.4.2016)