Es wird ja jetzt viel über die Panama Papers geschrieben und über deren aufklärende Wirkung. Die kommt gemächlich auch dort an, wo man sie eher nicht ohne weiteres vermutet hätte, wie etwa im Wirtschaftsmagazin "trend". Fluch der Karibik, dräute es auf dem vorwöchigen Cover, und: Wie die Gier der Reichen unsere Gesellschaft erschüttert. Das wäre noch nicht so interessant, man konnte die Erschütterungen bereits lange vor der Panama-Enthüllung spüren. Interessanter war da schon folgendes Aufklärungsversprechen: Warum österreichische Apotheker, Ärzte, Bestattungsunternehmer & Co. ihr Geld offshore verstecken. Im Editorial wurde die Liste der Geldverstecker noch um Gewürzhändler erweitert, und da will man dann doch mehr wissen. Es gibt ja einiges, das unsere Gesellschaft erschüttert, Erwin Pröll zum Beispiel, aber dass diesbezügliche Gefahr auch von Bestattungsunternehmern und Gewürzhändlern ausgeht, überrascht doch.

Und natürlich will man, wenn es um die Erschütterung unserer Gesellschaft geht, mehr wissen, das könnte einen ja persönlich betreffen. Leider war die vom "trend" gebotene Aufklärung weniger als bescheiden. Der Fluch trifft nun auch etliche Österreicher, die plötzlich Erklärungsbedarf haben, hieß es im Blattinneren. Was hat ein kleiner heimischer Bestattungsunternehmer mit einer Briefkastenfirma im 9.800 Kilometer entfernten Panama zu tun? fragt das Magazin. Warum legen österreichische Ärzte und Apotheker Offshore-Konten an? Was hat ein hiesiger Gewürzhändler mit der panamaischen Rechtsanwaltskanzel (sic!) Mossack Fonseca (MF) zu schaffen, die im Mittelpunkt der ganzen Affäre steht?

Die Leserin, die, der Leser, der nun glaubte, es folge ein tiefschürfendes Interview mit einschlägigen Enthüllungsopfern über die Geldanlagemotive heimischer Pompfüneberer oder die gepfefferten Finanzstrategien hiesiger Gewürzkramer wurde bitter enttäuscht. Dabei wäre doch gerade das interessant, die Großen sind entweder ohnehin bekannt, oder man kann sie sich denken. Und bei Ärzten und Apothekern ist man lieber vorsichtig. Die Wiener Auswerter der Panama-Papiere machten rund 80 Personen mit Adressen in Österreich aus. Große Fische finden sich kaum darunter, aber erstaunlich viele mittelständische Unternehmen ... Öffentlich bekannt sind die wenigsten. Und auch der "trend" enthüllt sie nicht.

Er speist das Publikum lediglich mit der Meinung eines Wirtschaftspsychologen zu der allgemein gehaltenen Frage ab: Warum nützen auch Mittelständler Briefkastenfirmen? Zu einer Antwort darauf müsste man nicht Wirtschaftspsychologie studieren. Die banale Gier führt auch bei kleineren Fischen dazu, dass sie alle Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen, ausnützen. Wer hätte das gedacht, und bei einem heimischen Bestattungsunternehmer nicht eher jenseitsgewandte Gründe erwartet? Ärzte und Apotheker bitte, da ist Banalität vorgegeben, aber von einem hiesigen Gewürzhändler erhofft man sich doch würzigere Motive der Geldanlage. Doch leider, als einer von den kleineren Fischen wird man nie erfahren, wie man sein Geld offshore anlegt, ohne banaler Gier zu frönen.

Ganz ohne banaler Gier nach Öffentlichkeit zu frönen, hat der Physiker Werner Gruber dieser Tage eine Aufwertung erfahren, die nicht jedem zuteilwird. "Krone"-Physiker kocht gegen Lebensmittel-Verschwendung, verkündete das Kleinformat Mittwoch. Er muss dabei nach den Gesetzen der "Krone"-Physik vorgegangen sein, wurde er doch schon im Text zum "Krone" -Paradephysiker erhoben, eine Ehre, die ihn eindeutig in den Kreis der Verdächtigen für den "Krone"-Physik-Nobelpreis rückt. Und nicht zu viel der Ehre, wartete er doch mit der wissenschaftlichen Tatsache auf: "Im Leberkäs oder in der Wurstsemmel ist mehr Vitamin C als in jedem Grippemittel. Schon alleine deswegen sind diese Lebensmittel zu schade zum Wegwerfen." Selbiges ließ "Krone"-Paradephysiker Gruber sein Publikum augenzwinkernd wissen.

Gruber wird nicht als Einziger vereinnahmt. Das Blatt hält sich bekanntlich auch einen "Krone"-Kardinal, der es sicher noch zum "Krone" -Parade-Kardinal bringen wird, sowie diverse "Krone"-Pfarrer. Es soll auch einen "Krone"-Kanzler geben, eine Position, die das Blatt aber lieber an H.-C. Strache übergeben möchte. "Krone"-Parade-Kolumnist bleibt hingegen Michael Jeannée, der Mikl-Leitners seherische Abkehr von der fatalen Willkommenspolitik mit danke, Hanni, danke, danke, danke belobhudelte. (Günter Traxler, 16.4.2016)