Im Einstiegsbereich wird der SLK im Zuge der Modellpflege zum SLC. Und das S-Cabriolet fällt eindeutig in die Kategorie Traumwagen

Côte d'Azur – Im Jahr 1900 bestellte der motorsportbegeisterte österreichisch-ungarische Geschäftsmann und Diplomat Emil Jellinek "beim Daimler" ein paar Dutzend eines neuen Wagentyps, vom genialen Wilhelm Maybach konstruiert. Er taufte die Fahrzeuge auf den Namen seiner Tochter Mercédès, womit die Nobelmarke geboren war – und das Auto konstruktiv aus dem Kutschenzeitalter heraus. Offenere Bauweise geht kaum, ergo steht das Cabriolet irgendwie an der Wiege von Mercedes.

Mit dem Abschneiden der Fahrzeuge bei der Rennwoche von Nizza 1901 war die Basis für den Erfolg gelegt, nicht abwegig also, dass Mercedes derzeit am Ort des historischen Geschehens, an der Côte d'Azur, demonstriert, was man in 115 Jahren aus dem Thema Cabrio gemacht hat.

Foto: Daimler

Einen Traumwagen etwa, wie damals schon, und wie damals auf dem höchstmöglichen Technikniveau. Mercédès, nein: Mercedes S Cabriolet. Elegant, nobel, elitär. Mehr als fünf Meter pure Begehrlichkeit. Ein Textildach so fein, dass man sich nicht genieren müsste, einen Dürer oder Rembrandt darauf malen zu lassen, kommentierte Konsul Jellinek, per Zeitreise-Mercedes zur Präsentation angereist. Eines, das auch jeglicher Witterung standhält und sich bis Tempo 60 km/h öffnen lässt – oder von außen, per Fahrzeugschlüssel-Fernbedienung.

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Zwei Motoren zum Testen, zwei Charakterbilder: S 500, AMG S 63 4matic. Hie an die Hinterachse gereichte 455 PS aus dem 4,7-Liter-Biturbo-V8, da 5,5-Liter-Biturbo-V8 mit 585 PS und Allrad. Hie souverän komfortabel, da bei aller Kultiviertheit etwas wilder Hund, hinsichtlich Klang und möglicher Brachialleistungsentfaltung – und ja, Allrad ist unbedingt von Vorteil. Alles ganz weit weg von den paar Pferdestärken früher Mercédèsse und "ohne Kurbel anzuwerfen! Ledermontur, Kappe? Weg damit, der Nacken wird sogar beheizt", staunte der Konsul, nachdem er sich erholt hatte von der Beinahe-Ohnmacht ob des Reisetempos – und vom Umstand, dass das Auto fast von selbst fährt. "Autonomes Fahren", klärten wir auf.

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Wem V8 nicht reicht, der greife zum V12. Mercedes-AMG S 65. 630 PS und Hinterradantrieb. Zur preislichen Orientierung: 326.990 Euro; was die 15.300 Goldmark für Jellineks Autos – heute umgerechnet rund 140.000 Euro – in den Schatten stellt. Da klingeln die Kassen in Stuttgart! Dass Mercedes dennoch in dieser Liga die mit Abstand meisten Cabrios verkauft und selbst Bentley verbläst, zeigt des Angebotes Glaubwürdigkeit.

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Mit prognostizierten 60 Prozent des S-Cabrio-Gesamtabsatzes unterstreichen die USA übrigens ihre historisch gewachsene tragende Rolle, auf den Plätzen folgen Deutschland, Japan, England.

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War noch was zum Kapitel "Für ein Leben in Saus und Braus"? Ja, am unteren Ende der offenen Palette. Mit dem Facelift wird der SLK zum SLC, Mercedes räumt also weiter auf in der Nomenklatur und schafft Übersichtlichkeit.

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Dass man uns mit dem SLC von Nizza über den Col de Braus nach Sospel brausen ließ, sollte darauf hinweisen, welch gute Figur der Festdachroadster macht, wiederum speziell im AMG-Format: SLC 43. 3,0-Liter-V6. 367 PS. Der Konsul hatte seine helle Freude (mit beiden offenen Mobilen), kokettierte noch rasch mit der ebenso reizenden wie polyglotten AMG-Sprecherin Birgit Zaiser ("Darf ich Sie mit meiner Tochter Mercédès bekannt machen?") und erbat sodann, rechtschaffen erschöpft: "Nun kutschiere man mich zurück in meine Zeit und zu meiner Villa Mercedes in Nizza." (Andreas Stockinger, 16.4.2016)

Nachlese:

Porsche 718 Boxster: Vier Fäuste für ein Halleluja

Auto-Gipfel Friaul: Chefästhetiker Audi TT Roadster

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Mercedes-Benz

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: Daimler