Ziel des Treffens in Doha ist eine Stabilisierung des Rohölmarkts. Angesichts der Spannungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ist der Ausgang ungewiss.

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Doha/Wien – Nachdem es mit dem Ölpreis lange tendenziell abwärts ging, setzen sich die großen Förderstaaten nun an einen Tisch: Vertreter aller maßgeblichen ölproduzierenden Länder sollen sich am Sonntag in Doha im Golfemirat Katar über ein Einfrieren der Fördermenge auf dem Niveau vom Jänner beraten. Ziel des Treffens ist eine Stabilisierung des Rohölmarkts. Angesichts der angespannten Lage zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ist der Ausgang jedoch ungewiss.

Der Preis für Rohöl schwankt um die Marke von 40 US-Dollar je Barrel und liegt damit mehr als 60 Prozent unter dem Niveau von Mitte 2014. Das ist nicht zuletzt dem harten Kampf um Marktanteile geschuldet: Die großen Exporteure überfluten die Welt seit einiger Zeit mit ihren Beständen, um Konkurrenten zu unterbieten und langfristig aus dem Markt zu drängen. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) produzieren insbesondere Saudi-Arabien und Russland, die größten Förderländer, auf Rekordniveau.

Rückkehr des Iran auf den Öl-Weltmarkt

Die beiden Ölgiganten haben sich gemeinsam mit Katar und Venezuela bereits im Februar bereiterklärt, ihre Produktion auf den Stand von Jänner zu drosseln. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass auch andere Staaten sich beteiligen. Der niedrige Preis macht nicht nur Ölkonzernen, sondern auch den exportierenden Volkswirtschaften schwer zu schaffen. Ein Förderstopp ist allerdings nicht im Interesse aller.

Denn der Iran ist erst vor kurzem auf den Öl-Weltmarkt zurückgekehrt. Die aufgrund des Atomkonflikts verhängten Wirtschaftssanktionen durch die Vereinten Nationen, die USA und die EU führten zu einem massiven Einbruch der iranischen Produktion. Erst zu Beginn des Jahres wurden die Sanktionen gegen den rohstoffreichen Erzrivalen Saudi-Arabiens teilweise aufgehoben.

Jänner-Niveau unter Kapazitäten

Seither brummt die iranische Ölindustrie. Das Land verfügt über die viertgrößten Reserven der Welt und kann sie nun endlich einsetzen: Im März stieg die Exportmenge von Öl und Gas täglich um 250.000 Barrel. Laut Ölminister Bijan Namdar Zanganeh wurde kürzlich die Latte von zwei Millionen täglich exportierten Barrel übersprungen. Das Niveau vom Jänner, auf dem die Produktion eingefroren werden soll, liegt deutlich unter den Kapazitäten des Landes.

Zanganeh hat mehrmals erklärt, der Iran werde sich gerne an den Verhandlungen beteiligen, sofern er von einem Förderstopp ausgenommen werde. Der Minister lässt sich am Sonntag in Doha vertreten. Inzwischen wiederholte der saudische Prinz Mohammed bin Salman erst zu Beginn des Monats, Saudi-Arabien werde einem Deal nur zustimmen, wenn dieser auch für den Iran gelte. Die Beziehung zwischen Riad und Teheran sind deutlich angespannt. Am Dienstag hatte für Aufsehen gesorgt, dass Saudi-Arabien iranischen Schiffen verbot, durch seine Gewässer zu fahren.

Beflügelte Märkte, gespaltene Experten

Neben dem Iran hat auch Brasilien angekündigt, nicht an dem Treffen teilzunehmen. Das Vorhaben, den Ölhahn zuzudrehen und den Preis zu stabilisieren, könnte also scheitern. Zwar hat die Ankündigung eines Produktionsstopps die Märkte beflügelt und den Ölpreis um rund 35 Prozent in die Höhe getrieben. In den vergangenen Tagen sorgten Spekulationen und Andeutungen der verschiedenen Konferenzteilnehmer jedoch für große Preisschwankungen.

Laut Bloomberg News sind Analysten und Investoren gespalten darüber, ob in Katar eine Übereinkunft getroffen werden kann. Die Mehrheit der rund 40 von der Nachrichtenagentur befragten Analysten und Investoren ist der Meinung, dass diese ohnehin wenig Einfluss auf das Ölangebot hätte.

Katar optimistisch

Die Internationale Energieagentur rechnet zwar mit einem Ende des starken Überangebots in der zweiten Jahreshälfte. In ihrem Monatsbericht spricht sie jedoch von einem "begrenzten Einfluss" eines verordneten Förderstopps. Grund dafür sind die hohen aufgebauten Lagerbestände von rund drei Milliarden Barrel. Diese werden laut den IEA-Experten um weitere 1,5 Millionen Barrel wachsen und erst in der zweiten Jahreshälfte wieder schrumpfen.

Das Gastgeberland Katar ist indessen guter Dinge. In einer Aussendung vom Donnerstag hieß es, die rege Teilnahme aus aller Welt vermittle Optimismus, dass eine "Einigung bevorsteht, die die Stabilität des globalen Ölmarkts wiederherstellt". Bei dem Treffen werden alle Opec-Mitglieder außer Libyen vertreten sein. Auch mit der Anwesenheit der Nicht-Opec-Länder Russland, Aserbaidschan, Kolumbien und Oman wird gerechnet. (Elena Pramesberger, 15.4.2016)