Die Radio-Aufnahme belegt es: Allein in diesem kleinen Ausschnitt der Region ELAIS-N1 weisen die Jets von neun supermassereichen Schwarzen Löchern in die selbe Richtung.

Foto: Russ Taylor

Kapstadt – Supermassereiche Schwarze Löcher sitzen in den Herzen der meisten bekannten Spiralgalaxien. Wenn sie sich nicht gerade bei einer Kollision zweier Galaxien näher kommen, liegen normalerweise gewaltige Distanzen zwischen diesen kosmischen Schwergewichten mit mehreren Milliarden Sonnenmassen. Man sollte also annehmen, dass sie keinen direkten Einfluss aufeinander ausüben – und doch haben Astronomen eine Gruppe Schwarzer Löcher entdeckt, deren Strahlenjets aus einem unbekannten Grund alle in die selbe Richtung weisen.

Die Verteilung und Ausrichtung der Materie im großen kosmischen Netzwerk wird in erster Linie von zufälligen Fluktuationen in der Raumzeit kurz nach dem Urknall bestimmt – soweit zumindest die Theorie. Doch bereits 2014 konnten Quasare beobachtet werden, die dieses Zufälligkeitsprinzip unterwandern, indem ihre Rotationsachsen die gleiche Orientierung aufweisen.

Wissenschafter um Russ Taylor von der Universität Kapstadt fanden nun gemeinsam mit Kollegen von der University of the Western Cape mehrere Dutzend supermassive Schwarze Löcher in einer ELAIS-N1 genannten Region des fernen Weltalls, die das selbe unerklärliche Verhalten aufweisen. "Nachdem sie keine Möglichkeit haben, über solch große Entfernungen Informationen auszutauschen oder einander direkt zu beeinflussen, muss die mysteriöse Ausrichtung ihrer Radiojets wohl schon im frühen Universum passiert sein, als ihre Heimatgalaxien entstanden sind", vermutet Taylor.

Exotische Kräfte im jungen Universum

Welche Einflussgrößen die jungen Galaxien damals aneinander ausgerichtet haben könnten, ist unklar. Die Wissenschafter skizzieren in ihrer Studie in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" allerdings schon ein paar Ideen: In die engere Wahl kämen demnach etwa kosmische Magnetfelder, exotische, von unbekannten Partikeln erzeugte Felder oder kosmische Strings, gleichsam ein hypothetischer Defekt des Raumes.

In jedem Fall sind die Forscher nun gezwungen, ihr Modell von den Anfangsbedingungen des Universums zu überarbeiten: "Wir fangen gerade erst an zu verstehen, wie die großen Strukturen des Kosmos entstanden sind und welche Störfaktoren dazu geführt haben, dass das Universum so aussieht wie es aussieht", meint Taylor. (red, 17.4.2016)