Cellist und Putin-Freund Sergej Roldugin bestätigt Offshore-Firmen.

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Wladimir Putin ist stolz auf ihn: Seit Jahren organisiere Sergej Roldugin Konzerte und fördere die russische Kultur im Ausland aus eigener Tasche, lobte der Kremlchef den 64-jährigen Cellisten des weltbekannten Mariinski-Theaters und Professor des Petersburger Konservatoriums. Fast sein ganzes Geld habe er in ausländische Musikinstrumente investiert, um sie nach Russland zu bringen, wo sie dann in staatliche Konservatorien gingen, fügte er hinzu.

Im sonntäglichen Wochenrückblick "Westi Nedeli" des staatlichen Fernsehsenders Rossija durfte der Held dieser Laudatio dann selbst über Einzelheiten seiner Wohltätigkeit erzählen; wie er junge russische Künstler unterstütze, indem er ihnen millionenteure Geigen von Stradivari oder Guarneri zur Verfügung stelle. "Ich bin reicher, ich habe Anteil an den Talenten Russlands", betonte der in Riga aufgewachsene Konzertmeister seinen Patriotismus. Roldugins musikalisches Talent ist ebenso unbestritten wie seine Leidenschaft für die Kunst.

Umstritten hingegen ist die Quelle des Reichtums, aus dem das Mäzenatentum finanziert wird. Ein internationales Journalistenteam hatte Roldugin nämlich im Rahmen der Veröffentlichung der Panama Papers beschuldigt, ein weitverzweigtes Offshore-Netz zu kontrollieren, was im Kreml trotz ähnlich lautender Vorwürfe gegen Politiker aus aller Welt sofort als antirussische Propaganda mit dem Ziel, Putin zu diskreditieren, bezeichnet wurde.

Den Vorwurf selbst hat der langjährige enge Putin-Vertraute und Taufpate von dessen erster Tochter Maria in der Sendung dann aber nebenbei indirekt bestätigt. Damit er nicht immer um Geld für die Kulturförderung betteln müsse, hätten ihn Unternehmer mit ein paar Firmenanteilen ausgestattet, aus denen er seine humanitären Projekte bezahle, sagte der in zweiter Ehe verheiratete Roldugin. Russische Oligarchen haben offenbar doch ein gutes Herz, immerhin liefen über Roldugins Offshore-Konten innerhalb von drei Jahren Umsätze von über zwei Milliarden Dollar, teils als (ungedeckte) Kredite, teils als Aktiengeschäfte getarnt. Dafür gibt es eine Menge Stradivaris.

Übrigens: Laut Statistik des russischen Zolls wurden im vergangenen Jahr insgesamt Musikinstrumente im Wert von gerade einmal 48 Millionen Dollar nach Russland importiert – für Geigen und Cellos belief sich die Ziffer auf weniger als 400.000 Dollar. (André Ballin, 12.4.2016)