Rom – Gianroberto Casaleggio, der 2009 mit dem italienischen Starkomiker Beppe Grillo die populistische Fünf-Sterne-Bewegung gegründet hatte, ist am Dienstag im Alter von 61 Jahren gestorben. Casaleggio war 2014 wegen eines Hirntumors operiert worden. "Gianroberto hat bis zuletzt gekämpft", berichtete Grillo auf seinem Blog.

Unter Casaleggios Regie ist der "Movimento Cinque Stelle" in den vergangenen Jahren von einer kleinen Bürgerbewegung zu Italiens drittstärkster Partei im italienischen Parlament aufgerückt. Der Mailänder Informatikguru Casaleggio galt als "Gehirn" der Protestbewegung und Drahtzieher des großen Grillo-Erfolgs in den letzten Jahren.

Grillos Alter Ego

Der Computerexperte, der als Grillos Alter Ego galt, arbeitete früher beim Informatikkonzern Olivetti und gründete später den Internetdienst Webegg. Danach leitete er eine Agentur, die den Internetauftritt Grillos betreut. Grillos Blog zählt inzwischen zu den meistgelesenen Politikblogs der Welt. Casaleggio galt als "Graue Eminenz" in der politischen Formation, für die Grillo vor allem als Sprachrohr auftritt.

Ernst und schüchtern

Casaleggio war das Gegenmodell zu Grillo. Während der extrovertierte Kabarettist mit seinem Rhetoriktalent und herben Witzen Menschenmengen zum Lachen bringt, wirkte Casaleggio mit seinen langen grauen Haaren und den runden Brillen ernst und eher schüchtern. Während Grillo monatelang mit seinen politischen Touren durch Italien als Schreihals auf den Plätzen Italiens herumtobte, hielt sich der Informatikexperte hinter den Kulissen. Er weigerte sich systematisch, in der Öffentlichkeit aufzutreten und gab nur äußerst selten Interviews.

Casaleggio, der mit Grillo das Buch "Wir sind im Krieg – Das Netz gegen die Parteien" geschrieben hat, beschäftigte sich intensiv mit den Wahlkämpfen in den USA, in denen das Internet eine immer stärkere Rolle spielt. Seine Kritiker warfen ihm vor, alle Strategien der Fünf Sterne-Bewegung von oben diktatorisch über die Website durchzusetzen. Casaleggio habe mit strengsten Methoden und oft intransparenten Entscheidungsmechanismen die Kandidaten für die Wahlen ausgesucht. Dissens sei in der Gruppierung nicht zugelassen. Wer mit den Meinungen des Gurus nicht einverstanden war, sei gnadenlos aus der Bewegung verbannt worden.

Casaleggio ließ sich durch Kritik nicht aus der Ruhe bringen. Bei seinen seltenen öffentlichen Auftritten meinte er, dass sich Italien nur mit "Transparenz, Ehrlichkeit und Kompetenz" retten könne. Unter seiner Regie ist die Grillo-Truppe im Parlament keine politischen Allianzen eingegangen. Sie unterstützt von Fall zu Fall Gesetze, die ihrem Programm entsprechen. (APA, 12.4.2016)