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Noch ist Christian Fuchs mit den Foxes nicht englischer Meister. Aber bald, bald könnte es so weit sein.

Foto: reuters/smith

Leicester – Gary Lineker kann es nicht fassen. "Zehn Punkte, ich glaube, ich könnte weinen", schrieb Englands früherer Fußballstar am Sonntag auf Twitter. Zehn Punkte betrug der Vorsprung von Leicester City zwischenzeitlich in der Premier League. Nach Tottenhams 3:0 über Manchester United schmolz er zwar wieder auf sieben Zähler, aber dass Leicester den Titel holt, ist fünf Runden vor Schluss kaum noch zu verhindern.

Zu lange schon hält sich der Außenseiter an der Spitze. Und der Umfaller kommt einfach nicht. Am Sonntag siegte man 2:0 bei Sunderland. Für die Verhältnisse der "Foxes" beinah ein Kantersieg. Davor gewann man viermal in Folge 1:0. Drei Punkte sind drei Punkte. Das Erfolgsrezept ist simpel. Vorn trifft der 21-fache Saisontorschütze Jamie Vardy, hinten leisten sich Torhüter Kasper Schmeichel und die Abwehr mit ÖFB-Teamspieler Christian Fuchs kaum Fehler.

Wetter ließ sich auszahlen

Woche für Woche rückt die Sensation näher. Als 5.000:1-Außenseiter ging Leicester in die Saison. Im Vorjahr fixierte der Klub erst in der letzten Runde den Klassenerhalt. John Pryke (59), Fußballfan aus der Umgebung von Leicester, wettete vor Saisonstart trotzdem 20 Pfund (25 Euro) auf Leicesters Titel. 100.000 Pfund also hätte er kassieren können. Die Sache wurde ihm aber nervlich zu anstrengend. Also ließ sich Pryke vor einem Monat auszahlen. 29.000 Pfund. Statt 100.000. Oder null.

Gary Lineker hat auch gewettet. Sollte Leicester tatsächlich den Titel holen, will er eine Sendung als Fußballexperte nur in Unterhosen bekleidet moderieren. Lineker ist einer von Leicesters berühmtesten Söhnen. Neben Schauspieler Richard Attenborough, König Richard III. und Schlagersänger Engelbert Humperdinck.

Lineker kickte neun für Leicester

Neun Jahre kickte Lineker für Leicester City. In der Saison 1984/85 erzielte er 24 Treffer, Leicester landete in der Meisterschaft trotzdem nur auf Platz 15. Leicesters bisher größter Erfolg: Platz zwei in der Saison 1928/29.

Am Montag postete der Verein auf Twitter ein Bild. Darauf zu sehen: das Logo des Klubs, daneben das Logo der Uefa Champions League, darunter: "Hello, Europe." Zumindest einen Platz in der CL-Qualifikation hat Leicester sicher. Drei Siege fehlen noch, dann ist der Titel Gewissheit. In einer Liga, in der Topklubs wie Manchester City, Manchester United, Chelsea und der FC Arsenal spielen.

"Es ist eine verblüffende Saison, aber noch nicht der Tag für eine Party", sagte Leicesters italienischer Trainer Claudio Ranieri am Sonntag nach dem 21. Saisonsieg. Die Fans freilich sangen: "We're gonna win the League!"

Straßennamen nach Leicester-Spielern

Der Termin für die Party steht noch nicht. Aber die Stadt will sich nicht lumpen lassen. Nach zehn Rugby-Meistertiteln für die Leicester Tigers soll der mögliche Premierentitel der Foxes gebührend gewürdigt werden. Der Bürgermeister will sogar Straßen nach Spielern benennen. "Leicester hat seine Sportstars in der Vergangenheit immer geehrt", sagte Peter Soulsby kürzlich der "Times".

Gary Lineker hat schon seine Straße. Den Ruhm sowieso. Beim FC Everton, beim FC Barcelona und bei Tottenham Hotspur machte er Weltkarriere. Einen Meistertitel holte Englands 80-facher Nationalspieler allerdings nie. Jetzt sagt der 55-Jährige: "Ich habe in meinem ganzen sportlichen Leben noch nie etwas so gewollt wie diese Meisterschaft."

Ranieri bleibt derweil zurückhaltend, schaut von Spiel zu Spiel. Am Sonntag empfängt man West Ham. An einen Umfaller glaubt kaum noch jemand. (rie, 11.4.2016)