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An der geschlossenen Grenze bei Idomeni harren weiter 12.000 Migranten aus. Auf mazedonischer Seite patrouilliert das Militär.

Foto: Reuters/Stoyan Nenov

Drei Brennpunkte hat die Flüchtlingskrise in Griechenland zu Beginn dieser Woche: Piräus, Idomeni und die Insel Chios. Angesichts weiterhin völlig unzureichender Personalressourcen ist die Abschiebung von Flüchtlingen von den griechischen Inseln in die Türkei gemäß dem Abkommen zwischen der EU und der Ankara vorerst ausgesetzt. Die auf EU-Ebene vereinbarte Verteilung von Flüchtlingen vom griechischen Festland kommt ebenfalls kaum voran und ermuntert die rechtsextreme Szene nun zu Gewalt. Lettland nimmt diese Woche 15 syrische Flüchtlinge auf, Rumänien 20. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge in Griechenland seit der von Wien bewirkten Schließung der Balkanroute stand am Montag bei 53.117.

  • Piräus
    Der Sprecher des Krisenstabs in Athen, Giorgos Kyritsis, kündigte die Räumung der provisorischen Flüchtlingslager im Hafen von Piräus bis zum orthodoxen Osterfest Ende dieses Monats an. Mehr als 4.500 Menschen harren seit Wochen in Wartehallen und in kleinen Campingzelten auf dem Hafenpier aus. Die sanitären Bedingungen gelten als inakzeptabel. Die griechische Polizei verhinderte Sonntagnacht einen neuerlichen Angriff von Anhängern der Faschistenpartei Goldene Morgenröte auf die Flüchtlinge. Die Migranten weigerten sich bisher, in offizielle Lager zu übersiedeln und versuchten damit, eine Öffnung der Grenzen nach Europa zu erzwingen. Neue Plätze zur Aufnahme der Piräus-Flüchtlinge gibt es mittlerweile nach Angaben der Regierung. Nach tagelanger Informationskampagne begannen am Montag tatsächlich die ersten Flüchtlinge mit der Übersiedlung in andere Lager.
  • Idomeni
    Mit noch weniger Erfolg müht sich die griechische Regierung, die knapp 12.000 Flüchtlinge im Elendslager am geschlossenen Grenzübergang Idomeni nach Mazedonien zur Aufgabe und Umsiedlung zu bewegen. Athen verurteilte den massiven Einsatz von Tränengas durch mazedonische Grenzschützer am Sonntag. Der Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, warnte vor einer Radikalisierung der Flüchtlinge. Die Menschen, die man heute schlage, "könnten die Jihadisten von morgen sein", sagte der linke Politiker.
  • Chios
    Gewalt zwischen Rechten und Flüchtlingen gab es auch auf der Insel Chios. Fünf Syrer sind zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Mehr als 1.400 der 1.700 Flüchtlinge auf Chios haben nun Antrag auf Asyl gestellt. Eine UNHCR-Vertreterin zählte vier Asylbearbeiter im Lager. (Markus Bernath aus Athen, 11.4.2016)