"The number of the beast is 666" des englischen Dichters und Malers William Blake (1757-1827).

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Hinter der Zahl soll sich der römische Kaiser Marcus Ulpius Traianus (53-117) verbergen.

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Wien – Es ist ein altes Rätsel, wer sich hinter dem "Untier" mit der Zahl 666 aus der biblischen Offenbarung des Johannes verbirgt. Historiker der Uni Wien wollen nun mithilfe eines speziellen Programms die Frage geklärt haben. Vermutete man bisher Nero, Domitian oder Hadrian hinter der Zahl, wartet Hans Taeuber vom Institut für Alte Geschichte der Uni Wien nun mit einer anderen Lösung auf: Gemeint sei Kaiser Trajan, wie die Universität berichtet.

In der Antike waren sogenannte "isopsephische Rätsel" beliebt. Sie beruhen auf dem Prinzip, dass jeder Buchstabe des griechischen Alphabets einen Zahlenwert hat: Alpha eins, Beta zwei, Iota zehn, Kappa 20, Rho 100, Sigma 200, usw.. Addiert man die Werte der Buchstaben eines Namens, ergibt sich eine Summe, aus der Eingeweihte den Namen erschließen konnten. So fanden sich etwa bei Ausgrabungen in Ephesos Graffiti mit verklausulierten Liebeserklärungen, etwa: "Ich liebe die, deren Zahl 865 ist" oder "Und der, der sie liebt, hat die Zahl 1995".

Systematische Erfassung

War damals für Eingeweihte die Zahl der in Frage kommenden Personen wohl überschaubar, ist man heute auf technische Hilfsmittel angewiesen, um diese Codes zu entschlüsseln. Die Informatikstudentin Diana Altmann hat unter Anleitung Taeubers in ihrer Diplomarbeit ein Programm entwickelt, mit dessen Hilfe die Zahlenwerte aller in Kleinasien nachgewiesenen Personennamen berechnet werden können. Die Datenbasis wurde vom Autor eines Lexikons für griechische Personennamen (Richard Catling) zur Verfügung gestellt.

"Damit ist es uns nun möglich, zu jeder 'Rätselzahl' eine Liste antiker Personennamen zu erstellen, auf die die betreffende Quersumme zutrifft", so Taeuber. Dabei könne eine beliebige Kombination orthographischer Varianten berücksichtigt werden.

Mit diesem Programm sind die Wissenschafter auch dem alten biblischen Rätsel nachgegangen: Im Kapitel 13 der Offenbarung des Johannes, der "Apokalypse", aus dem Neuen Testament wird ein "Untier" (therion) beschrieben, dem der "Drache" (Satan) große Macht verliehen hat und dessen Bild alle Menschen anbeten müssen. Und weiter heißt es: "Hier ist die Weisheit. Wer Verstand hat, berechne die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist 666."

Marcus Ulpius Traianus

Der Kontext legt nach Angaben des Historikers nahe, dass es sich um einen römischen Kaiser handelt. Tatsächlich wollten verschiedene Forscher über die Jahrhunderte hinweg darin Nero, Domitian und Hadrian identifiziert haben. Das Programm von Altmann und Taeuber führte bei der Zahl "666" allerdings zu einem anderen Ergebnis: nämlich "Ulpius", der Familienname des Kaisers Marcus Ulpius Traianus, der von 98 bis 117 n. u. Z. regierte.

Warum Trajan bisher nicht in Betracht gezogen wurde, liegt daran, dass das Sigma am Ende von "Ulpius" als "200" gewertet wurde und sich daraus eine andere Summe ergab. Taeuber konnte jedoch zeigen, dass aufgrund unterschiedlicher Schreibweisen das "Schluss-Sigma" auch einen anderen Zahlenwert annehmen konnte.

Der "Sitz des Satans"

Zwar sind von Trajan keine systematischen Christenverfolgungen bekannt. Er habe aber dennoch befohlen, Christen, die sich weigerten, den heidnischen Göttern zu opfern, mit dem Tode zu bestrafen. Taeuber sieht zudem Indizien, die auf eine Entstehungszeit der Offenbarung in trajanischer Zeit hindeuten. So wird im Sendschreiben an die christliche Gemeinde in Pergamon (Kapitel 2, 13) diese Stadt zweimal als "Sitz des Satans" bezeichnet. Gerade in dieser Zeit um 110 n. u. Z. wurde dort ein großer Kaiserkulttempel, das sogenannte "Traianeum", errichtet.

"Dem Autor der Apokalypse, der sicher vom Apostel Johannes zu unterscheiden ist, musste dieses Bauwerk als gotteslästerlich erscheinen", heißt es in der Aussendung. Das als letzter Teil des Neuen Testaments entstandene Werk wäre demnach in die letzten Regierungsjahre Trajans zu datieren – und damit etwa zwei Jahrzehnte jünger als bisher angenommen. (APA, red, 11.4.2016)