Irmgard Griss: "Gott erfährt man in der Begegnung mit anderen Menschen."

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Andreas Kirchschläger gefallen die Parallelen zu seinem Großvater.

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Wien – Kein Wunder, dass ihn alle Kandidaten für die Bundespräsidentschaftswahl als Vorbild angeben. Rudolf Kirchschläger hatte immerhin das bisher beste aller Ergebnisse in der Zweiten Republik eingefahren. Bei seiner Wiederwahl 1980 stimmten 79,9 Prozent der Österreicher für ihn.

Auch Irmgard Griss nennt Kirchschläger als ein Beispiel für einen guten Bundespräsidenten. Besonders erfreulich ist es da für Griss, wenn nun Rudolf Kirchschlägers Enkel Andreas die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs öffentlich in ihrer Kandidatur unterstützt.

Er wähle Griss aus "Begeisterung und Überzeugung", sagte Andreas Kirchschläger zu der Kandidatin bei einem gemeinsamen Treffen, bei dem auch DER STANDARD anwesend war. "Es ist toll, eine Kandidatin zu haben wie Frau Dr. Griss. Mit dem Leistungsausweis, mit der hohen Integrität und der ehrlichen Unabhängigkeit. Nicht erst seit dem Beginn des Wahlkampfs, sondern durch ihren ganzen Lebenslauf."

Kirchschläger macht zudem auf Parallelen zu seinem Großvater aufmerksam. Tatsächlich hatte auch der spätere Bundespräsident wie Griss als Richter begonnen. Von 1970 bis zu seiner Wahl zum Staatsoberhaupt war er allerdings Außenminister und damit im Gegensatz zu Griss auch im täglichen Politikgeschäft tätig. Damals holte ihn Kanzler Bruno Kreisky in sein SP-Minderheitskabinett, Kirchschläger blieb aber parteiunabhängig.

"Kirche sollte für Menschen da sein"

Andreas Kirchschläger ist Geschäftsführer der Schweizer Stiftung Elea, die in Sozialunternehmen in Entwicklungsländern investiert. Griss unterstützt der Jurist auch aufgrund der gemeinsamen "Wertebasis", wie er sagt. Wie schon für seinen Großvater sei auch für ihn ein "offener und vernünftiger Umgang" der Gesellschaft mit Religiosität wichtig.

Katholizismus und Glaube ist auch eines der Hauptthemen beim gemeinsamen Treffen. "Gott erfährt man in der Begegnung mit anderen Menschen", sagt Griss. Das mache für sie den Wert von Religion aus. "Die Kirche sollte für die Menschen da sein, nicht umgekehrt", sagt Kirchschläger.

Bei Nationalratswahlen hat Kirchschläger bisher die ÖVP gewählt. Warum dann der ebenfalls katholische Andreas Khol, der für die Volkspartei antritt, nicht der richtige Kandidat für ihn sei? "Ich habe das nicht nach Ausschlussverfahren entschieden. Griss spricht mich einfach am meisten an."

Die "Allmachtsfantasien" anderer Kandidaten, die bereits davon sprechen, Regierungen zu entlassen oder Kandidaten nicht anzugeloben, gefallen Kirchschläger jedenfalls nicht. "Die wichtigsten Instrumente des Bundespräsidenten sind Vertrauen des Wortes."

Und das habe auch sein Großvater so gesehen. Die Verfassung verleihe dem Präsidenten eine starke Stimme, und dadurch habe das Wort auch Gewicht, sagt Griss. (Lisa Kogelnik, 11.4.2016)