Das Rote Kreuz soll für Scheinfirmen verwendet worden sein.

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Panama-Stadt – In der Affäre um die "Panama Papiere" soll die Kanzlei Mossack Fonseca den guten Ruf von Hilfsorganisationen missbraucht haben, um die wahren Besitzer von Briefkastenfirmen zu verschleiern.

Nach Informationen der ARD und der Schweizer "Sonntagszeitung" gründete die Kanzlei mindestens zwei eigene Stiftungen, die zum Schein das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) unterstützen – ohne dass die Hilfsorganisation darüber informiert war.

Schlupfloch ausgenützt

Den Berichten zufolge fungierten die Stiftungen "Faith Foundation" und "Brotherhood Foundation" als Schein-Besitzer hunderter Briefkastenfirmen. Über die Stiftungen wiederum verfügten in Wirklichkeit Kunden von Mossak Fonseca. Als Begünstigte der Stiftungen setzte die Kanzlei das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ein. Sie nutzte dabei ein Schlupfloch im Gesellschaftsrecht Panamas, wonach Begünstigte von Stiftungen ohne deren Wissen eingesetzt werden dürfen.

Nach Auffassung der Kanzlei ist das IKRK somit nicht Besitzer der Stiftungen und könnte im Streitfall auch keine Ansprüche geltend machen. Bei Nachfragen der Banken zu den Besitzverhältnissen der Stiftungen reicht es aber laut der Kanzlei aus, das IKRK als Begünstigten anzugeben. Der tatsächliche Besitzer der Firma, für den ein Bankkonto eröffnet wird, bleibt auf diese Weise im Dunkeln, wie die "Sonntagszeitung" schreibt.

Hinweise auf weitere NGOs

In den "Panama Papers" finden sich laut den Recherchen Hinweise auf weitere Hilfsorganisationen, deren guter Ruf auf ähnliche Weise missbraucht worden sein könnte. So tauchen in den Dokumenten auch die Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) sowie in einem Fall das UN-Kinderhilfswerk Unicef auf.

Zu den Profiteuren des Konstrukts zählt demnach unter anderem ein argentinischer Geschäftsmann, der im Verdacht steht, den ehemaligen Präsidenten Nestor Kirchner und Cristina Fernandez Kirchner bei der Veruntreuung von Staatsgeld geholfen zu haben – beide Seiten weisen die Vorwürfe zurück. Spenden an das IKRK seien dagegen keine geflossen, berichtete der NDR.

Keine Antwort von Mossack Fonseca

Für IKRK-Präsident Peter Maurer sind die Vorgänge unhaltbar. "Unser Name braucht ganz besonderen Schutz. Wenn die Reputation des IKRK leidet, gefährdet das Menschenleben", sagte Maurer der "Sonntagszeitung". Er kündigte an, alles "in unserer Macht Stehende" zu unternehmen, "um solchen Missbrauch zu stoppen".

Laut "Sonntagszeitung" antwortete Mossack Fonseca auf keine konkrete Fragen zu diesen Fällen. Die Kanzlei wies lediglich in allgemeiner Form Beschuldigungen zurück, sie biete Strukturen mit dem Ziel an, die Identität von tatsächlichen Besitzern von Firmen zu verschleiern. (APA, 10.4.2016)