Bajram Haliti (re.), Präsident der internationalen Roma-Union, hält im Rahmen des Festivals einen Vortrag. Raim Schobesbergers (li.) Kulturverein Phurdo war am Entstehen der Ausstellungen beteiligt.

Foto: Joachim Bergauer

Salzburg – Mit Literatur, Film, Kunst und Musik wird bei Europa der Muttersprachen in mehreren Veranstaltungen ein europäisches Land respektive eine europäische Sprache erkundet sowie dessen Geschichte und Geschichten erzählt. Nicht von Vaterländern, sondern Muttersprachen ist die Rede.

Heuer widmet sich das Festival einer Volksgruppe, die in vielen Ländern verstreut lebt und keinen eigenen Staat hat: den Roma und Sinti. Über kaum eine andere gesellschaftliche Gruppe halten sich seit Jahrhunderten so viele Vorurteile wie über sie. Das spiegelt sich auch in medialen Bildern und Konstruktionen wider.

Dabei haben die Zuschreibungen nicht immer offen feindseligen Charakter, schon lange gibt es auch die romantisierenden Klischees vom "lustigen Zigeunerleben" oder "der Freiheit hoch auf dem grünen Zigeunerwagen" (Thomas Mann).

Seit die "Zigeuner" 1499 für vogelfrei erklärt wurden, sind Morde an ihnen keine Seltenheit. Einen traurigen Höhepunkt erreichte der Antiziganismus in der NS-Zeit. 500.000 bis eineinhalb Millionen Roma wurden in den KZs ermordet. Heute leben in Europa etwa acht bis zehn Millionen Roma, Diskriminierung und Verfolgung mit pogromartigen Zügen gibt es noch immer.

Im Rahmen des Festivals wird heute der Internationale Roma-Tag in der Salzburger Arge gefeiert. Zuerst findet eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Volksgruppe wie der Künstlerin Maja Ljubotina Antonescu, dem Schriftsteller Ruzdija Russo Sejdovic und dem Präsidenten der internationalen Roma-Union, Bajram Haliti, statt.

Letzterer hält danach (19 Uhr) eine Vortrag, im Anschluss gibt es ein Fest mit Live-Musik. Noch bis 28. April laufen im Literaturhaus zwei Dokumentationen und Ausstellungen zum Thema: Die Hölle von Jasenovac und Auf den Spuren der Vergangenheit. Zur Midissage sprechen und diskutieren am Montag der Belgrader Haliti sowie Emmerich Gärtner Horvath vom Roma-und-Sinti-Verein Karika aus Oberwart. (Gerhard Dorfi, 8.4.2016)