Können diese Augen lügen? Und wie! Die Webspinne Chilarchaea quellon aus der Familie der Mecysmaucheniidae mag aussehen wie eine Disney-Figur, ist aber eine tückische Lauerjägerin.

Foto: H. Wood

Washington/Wien – Nur mit Hochgeschwindigkeitskameras konnte die Biologin Hannah Wood vom National Museum of Natural History der Smithsonian Institution das Jagdverhalten der noch wenig erforschten Mecysmaucheniidae dokumentieren. Die einige Millimeter kleinen Webspinnen, die nur in Südamerika und Neuseeland vorkommen, haben verlängerte Kieferklauen und eine Art "Hals" entwickelt – letzteres ist für Spinnen, bei denen Kopf und Brust zu einer Einheit verschmolzen sind, sehr ungewöhnlich.

Wood hielt in ihrer Wohnung an die 100 Spinnen, um deren Verhalten zu beobachten. Die Tiere verharren reglos – kommt ihnen aber ein Insekt oder ein ähnliches Beutetier ins Visier, lassen sie die Kieferklauen blitzartig zuschnappen "wie eine Mausefalle". Wie Wood im Fachmagazin "Current Biology" berichtet, benötigte sie bei den schnellsten ihrer Spinnen eine Auflösung von 40.000 Bildern pro Sekunde, um den Vorgang festhalten zu können.

Zu den Mecysmaucheniidae gibt es noch jede Menge zu erforschen – so wurde diese Spezies hier gerade erst entdeckt.
Foto: H. Wood

Woher die Tiere ihre "Superkraft" nehmen, ist Wood vorerst allerdings noch ein Rätsel. Trotz der speziellen Anatomie der winzigen Spinnen sollten ihre noch winzigeren Muskeln eigentlich nicht ein solches Maß an Kraft und Tempo entfalten können, errechnete Wood aus biomechanischen Kalkulationen. Sie vermutet, dass die Spinnen über einen besonderen Mechanismus verfügen, mit dem sie potentielle Energie speichern, um das Zuschnappen dann derart explosiv gestalten zu können. Was genau dieser Mechanismus ist, soll Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. (jdo, 9.4.2016)