Hofburg-Kandidat Richard Lugner wirft dem amtierenden Bundespräsidenten im STANDARD-Interview Versagen in der Asylkrise vor. "Vor einem Jahr hätte Heinz Fischer dazu das Land nach außen vertreten sollen, anstatt in der Hofburg hinter der Tapetentür zu sitzen. Er hätte mit all den Staatschefs, die eine Schengen-Außengrenze haben, reden müssen, damit diese sie schützen." Konkret hätten für Lugner "all diese Staaten mit ihren Panzern und Kanonen die Grenzen sichern können". Denn: "Nur jene, die unter die Genfer Flüchtlingskonvention fallen, soll man aufnehmen."

STANDARD: Sie wollen als Präsident keine rot-schwarze Koalition angeloben. Ihnen ist aber schon klar, dass Sie bei der Wahl voraussichtlich FPÖ-Kandidat Norbert Hofer die meisten Stimmen kosten?

Lugner: Fest steht: Die FPÖ sieht mein Antreten bei der Wahl nicht gern. Deswegen hat deren Parteigeneral Herbert Kickl auch bereits Anzeige gegen mich erstattet – weil es Kinofreikarten im Zuge der Aktion zur Sammlung der nötigen Unterstützungsunterschriften für meine Kandidatur gab. Und das, obwohl ich nicht ausschließe, dass ich als unabhängiger Präsident mit der FPÖ über ihre Regierungsbeteiligung reden werde.

Richard Lugner hält den Islam nicht für gefährlich, jedoch: "Österreich ist aber ein christliches Land – und das soll es auch bleiben."
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STANDARD: Unter Schwarz-Blau gab es alle paar Wochen Neuwahldrohungen der FPÖ, dazu hat Österreich seitdem das Hypo-Heta-Desaster am Hals. Warum wollen Sie Rot-Schwarz verhindern?

Lugner: Das Gescheiteste wäre nach Auffliegen des Hypo-Debakels immer noch gewesen, die Bank gleich in Konkurs zu schicken. Rot-Schwarz aber streitet nur – und löst keinerlei Probleme. Eines möchte ich aber schon klarstellen: Ich bin absolut gegen einen blauen Bundespräsidenten, weil nach der derzeitigen Lage die hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass wir nach der nächsten Nationalratswahl auch einen blauen Kanzler bekommen. Und wenn beide Ämter in der Hand einer Partei sind, halte ich das für demokratiepolitisch bedenklich.

STANDARD: Zu Streit und Stillstand: Sie plädieren dafür, dass Asylwerber endlich rasch beschäftigt werden – auch auf dem Bau?

Lugner: Da haben wir momentan zu wenig Arbeitsplätze. Man könnte die Menschen aber in Sparten einsetzen, für die wir sonst Hilfskräfte aus dem Ausland hereinholen. Ich mag nicht, dass der Asylwerber nur hereinkommt und von unseren Sozialnetzen profitiert. Auch weil Österreicher ihr Leben lang Steuern und Sozialversicherung gezahlt haben – und die kriegen manchmal weniger. Das sollte geändert werden.

STANDARD: Sie selbst haben einst eine Moschee samt Minarett in Floridsdorf gebaut. Verträgt Österreich mehr als zwei Gebetstürme – oder droht da ein Volksaufstand?

Lugner: In der Verfassung steht: Alle Religionen sind gleich. Und 1979, als ich die Moschee gebaut habe, gab es die Probleme mit dem Islam nicht. Heute aber gibt es junge Männer, die bereit sind, ihr Leben für den Islam zu opfern und zu kämpfen – weil sie dann in den Himmel kommen und Jungfrauen haben können.

STANDARD: In Moscheen wollen die meisten gläubigen Muslime aber einfach nur ihr Gebet verrichten.

Lugner: Natürlich ist der Großteil der Muslime akzeptabel. Aber es gibt auch die Radikalen, die verblendet sind.

STANDARD: Halten Sie den Islam per se für gefährlich?

Lugner: Nein. Österreich ist aber ein christliches Land – und das soll es auch bleiben.

Hofburg-Anwärter Lugner hätte die Asylkrise im Gegensatz zu Amtsinhaber Heinz Fischer verhindert, denn: "Er hätte mit all den Staaten, die eine Schengen-Außengrenze haben, reden müssen. All diese Staaten hätten mit ihren Panzern und Kanonen die Grenzen sichern können."
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STANDARD: Sind Sie wie FPÖ-Kandidat Norbert Hofer für ein Kopftuchverbot in öffentlichen Ämtern?

Lugner: Ich finde, dass es an der Uni kein Kopftuch bräuchte – aber ein generelles Verbot braucht es da nicht. Es gibt ja hierzulande auch andere Leute, die Kopftuch tragen. Meine Mutter war sicher keine Muslima und sie hatte auch hie und da ein Kopftuch auf.

STANDARD: Wie hätten Sie als Staatsoberhaupt in der Flüchtlingsfrage gehandelt?

Lugner: Jetzt ist schon viel vertan. Vor einem Jahr hätte Amtsinhaber Heinz Fischer dazu das Land nach außen vertreten sollen, anstatt in der Hofburg hinter der Tapetentür zu sitzen. Er hätte mit all den Staaten, die eine Schengen-Außengrenze haben, reden müssen, damit sie diese schützen. Schließlich haben alle diese EU-Mitglieder ein Militär, das gegen jeden feindlichen Angriff ausreichend gewappnet sein sollte.

STANDARD: Asylwerber sind aber keine feindlichen Angreifer.

Lugner: All diese Staaten hätten mit ihren Panzern und Kanonen die Grenzen sichern können. Aber die Zäune innerhalb des Schengenraums zerstören die Freiheit Europas.

STANDARD: Sie hätten als Bundespräsident tatsächlich Asylwerber mit Panzern und Kanonen aufgehalten?

Lugner: Ja, denn nur jene, die unter die Genfer Flüchtlingskonvention fallen, soll man aufnehmen. Aber Österreich ist da in der tollen Lage, dass wir lauter sichere EU-Nachbarländer haben. Die Flüchtlinge, die von dort kommen, hätten wir gar nicht aufnehmen müssen. Nehmen Sie die Marokkaner und Algerier, die sollen gleich bleiben, wo sie sind. Unser neuer Verteidigungsminister hat da ein bisschen ein Gespür, wie man das Problem beheben kann und wie wir endlich dichtmachen können.

STANDARD: Finden Sie es auch richtig, verstärkt Militärmaschinen für Abschiebungen zu nutzen?

Lugner: Warum nicht? Die AUA hat ihr Geschäft – und die Maschinen des Bundesheeres verwenden wir wenig.

STANDARD: Sie sehen Abschiebungen als reines Geschäft?

Lugner: Nein. Die Problematik bei Abschiebungen mit Passagiermaschinen ist, dass die Leute rebellieren können. Der normale Passagier einer Linienmaschine soll auch nicht unbedingt mit einer randalierenden Person konfrontiert werden.

STANDARD: In Militärmaschinen würde das keine Rolle spielen?

Lugner: Da gibt es andere Möglichkeiten, sie zur Ruhe zu bringen als in Passagiermaschinen.

STANDARD: Handschellen sind auch dort erlaubt. Doch zurück in die Hofburg: Wollen Sie dort den Burschenschafter-Ball weiterhin dulden, zu dem auch Rechtsextreme geladen werden?

Lugner: Der Ball ist ja nicht das Problem – der ist ja friedlich. Aber es gibt andere politische Gruppen, die demonstrieren und die Probleme machen.

STANDARD: Würden Sie als Staatsoberhaupt diesen Ball besuchen?

Lugner: Wenn ich gewollt hätte, hätte ich da schon längst hingehen können. Aber ich bin gegen Ausgrenzung. Als ich im Jahr 2000 die Catherine Deneuve für den Opernball schon unter Vertrag hatte, durfte sie nicht kommen, weil Jörg Haider unter Schwarz-Blau Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac einen Westentaschen-Napoleon genannt hat.

STANDARD: Bis heute streifen FPÖ-Funktionäre auch immer wieder an der Ideologie des Dritten Reiches an – kein Problem damit?

Lugner: Es gibt Verbotsgesetze, die sehr radikal sind und die geschaffen wurden, um Österreich von dieser Ideologie scharf abzutrennen. Wenn einer den Hitlergruß macht, kriegt er eine harte Strafe. Auch für Lausbubenstreiche wird man hart bestraft.

STANDARD: Es waren keine Lausbubenstreiche, wenn man nach dem Verbotsgesetz verurteilt wird.

Lugner: Ich sage ja: Das geht einfach nicht.

"Eine attraktive Frau an der Seite eines Staatsoberhauptes ist etwas Wichtiges. Ich sage nur: Meine Frau ist eine sehr attraktive Frau", findet Richard Lugner.
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STANDARD: Welche Rolle soll Ihre Frau Cathy als First Lady spielen?

Lugner: Nehmen Sie etwa Juan Perón in Argentinien: Der hatte die Evita auch stets an seiner Seite, so wie der John Kennedy seine Jacky. Eine attraktive Frau an der Seite eines Staatsoberhauptes ist etwas Wichtiges.

STANDARD: Vergleichen Sie gerade Ihre Frau mit Evita Perón?

Lugner: Ich sage nur: Meine Frau ist eine sehr attraktive Frau.

STANDARD: Sie sprechen eher schlecht Englisch – wie wollen Sie mit anderen Staatsoberhäuptern kommunizieren – über Ihre Frau?

Lugner: Ich habe in meinem Leben viel auf Englisch verhandelt. Aber seit ich nur mehr die Lugner-City habe, spreche ich die Sprache kaum und einmal im Jahr der Opernball reicht einfach nicht.

STANDARD: Also ein Nachhilfekurs?

Lugner: Ein Bundespräsident sollte schon schauen, dass er seine Kenntnisse wieder auffrischt, um ein normales Gespräch führen zu können. Aber: Ich habe in Budapest einst die spanische Botschaft gebaut. Der Botschafter sprach Spanisch, ich Deutsch – und wir haben in Englisch den Vertrag über die Runden gebracht.

STANDARD: Das Haus steht noch?

Lugner: Es war eine Renovierung. (Peter Mayr, Nina Weißensteiner, 8.4.2016)