Islands Regierung will ohne ihren Chef Sigmundur Davíð Gunnlaugsson weitermachen.

Foto: APA/AFP/HALLDOR KOLBEINS

Reykjavík – Die Regierung in Island will ohne ihren durch die Panama Papers in die Kritik geratenen Chef Sigmundur Davíð Gunnlaugsson weitermachen. Gunnlaugsson sei zurückgetreten, teilte ein Sprecher der liberalen Fortschrittspartei am späten Mittwochabend nach ausführlichen Beratungen mit allen Parteien mit. Neuer Premier soll Vize-Parteichef Sigurður Ingi Jóhansson werden.

Die Chefin der oppositionellen Piratenpartei, Birgitta Jónsdóttir, teilte zudem mit, dass man sich mit der Regierungskoalition auf vorgezogene Parlamentswahlen im Herbst geeinigt habe. Umfragen zufolge würde die Piratenpartei die Mehrheit bei Neuwahlen in dem 330.000 Einwohner zählenden Inselstaat gewinnen und die Regierungskoalition aus Fortschritts- und Unabhängigkeitspartei ablösen.

Briefkastenfirma

Gunnlaugssons Name war in Zusammenhang mit den Enthüllungen der sogenannten Panama Papers aufgetaucht. Demnach besitzt seine Frau Anteile an einer Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln. Er hatte seine Anteile für einen Dollar an sie verkauft. Gunnlaugsson bestritt, die Vermögenswerte den Finanzbehörden verheimlicht zu haben, und hatte sich zunächst geweigert zurückzutreten.

Am Mittwochabend hatten den dritten Tag in Folge tausende Isländer vor dem Parlament in Reykjavík demonstriert und den Rücktritt des Ministerpräsidenten gefordert. (APA, 6.4.2016)