Die Enthüllungen rund um eine Anwaltskanzlei in Panama betreffen auch Marine Le Pen.

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Paris – Wie der Vater, so die Tochter. Gemäß der Pariser Zeitung "Le Monde" ist nicht nur der ehemalige Präsident des Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, in den Panama-Skandal verwickelt, sondern auch seine Nachfolgerin Marine Le Pen.

Gegen die heutige FN-Chefin läuft bereits ein Ermittlungsverfahren in einer anderen Angelegenheit. Ihr enger Vertrauter Frédéric Chatillon soll unter anderem dank der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca Geld von Frankreich via Offshore-Konten nach Singapur transferiert haben. Das könnte nicht nur strafrechtlich relevant sein, sondern auch politisch: Marine Le Pen macht sich dadurch selbst unglaubwürdig, wettert sie doch gern gegen die internationale Hochfinanz und offene Grenzen; dem französischen Fiskus Geld vorzuenthalten zeugt zudem nicht unbedingt von einem mustergültigen patriotischen Benehmen.

Konkret soll Chatillon – Le Pens Studienfreund und früheres Mitglied der rechtsextremen Vereinigung GUD – die Hilfe von Mossack Fonseca in Anspruch genommen haben, um 316.000 Euro von Frankreich nach Hongkong und dann nach Singapur zu transferieren. Das Ganze hätte laut "Le Monde" mit einer "gefälschten Rechnung" verschleiert werden sollen, wurde doch der Finanztransfer als Entgelt für eine Dienstleistung zugunsten der Le-Pen-Partei deklariert. Gegenüber "Le Monde" erklärte Chatillon, der Transfer sei legal gewesen und habe einer "Investition in Asien" gedient. Vor den Pariser Untersuchungsrichtern erklärte er sodann, das Geld sei für eine Freundin bestimmt gewesen.

Marine Le Pen schweigt bisher zu dem Fall. Sollte sie sich auf den Standpunkt stellen, sie habe mit dem Transfer nichts zu tun gehabt, würde sie sich mit dem gleichen Argument wie ihr Vater verteidigen. Jean-Marie Le Pen wird vom französischen Fiskus verdächtigt, er habe sich seines Butlers und Vertrauten bedient, um mithilfe von Mossack Fonseca Vermögenswerte in karibische Offshore-Zentren zu verschieben. Die Pariser Presse spricht von einem "Schatz", der aus 2,2 Millionen Euro in Banknoten, Goldbarren und -stücken besteht. (Stefan Brändle aus Paris, 5.4.2016)