In eine Welt des schönen Scheins entführen oft Filme, Fernsehserien, Mode- und Werbefotografie. Entrückt, sphärisch, tagträumerisch. Die Idee eines sinnlichen Wunderlands imaginiert David Drebin seit Jahren angesichts scheinbar heiler Welten mit fantastischen Panoramen von Metropolen und Stränden. Meist als Hochglanzfassade einer Welt, wie sie sein könnte, oder sollte, oder wie man(n) sie gerne hätte. Es ist die Welt des Werbens, die Drebin perfekt inszeniert.

Die Protagonistinnen der Tableaux, die stets an der Grenze des Surrealen schrammen, sind atemberaubende Schönheiten. Manchmal geraten die Inszenierungen in Chasing Paradise an die Grenze des Kitschigen. Aber subtil versteht es Drebin, den Betrachter mit Widerhaken zu involvieren – zum Voyeur und Poseur gleichzeitig zu machen. Die Idee von Dekadenz, Nacktheit und Intimität erfährt aber durch Anonymisierung eine Wendung. Man wird gleichzeitig Betrüger und Betrogener. Der Schein mündet in melancholische Spiegelungen, doppelte Böden.

Vertreter des täglichen Bildjournalismus sind David Drebin und Federico Pignatelli della Leonessa nicht. Aber Meister der Inszenierung zeitloser Ästhetik.
Bildbände von von Drebin und Pignatelli, fotografiert von Lukas Friesenbichler

Ähnlich agiert Federico Pignatelli della Leonessa. Der 1963 geborene Spross eines römischen Adelsgeschlechts präsentiert mit The Great Beauty einen Hymnus an die Weiblichkeit. Ganz im Gestus der Hollywood-Attitüde à la Hitchcock, der hohen Zeit von Cinecittà, des Glamours im Stil einer Ava Gardner, Marilyn Monroe oder Jean Harlow. Pignatelli della Leonessa, Gründer des Studiokomplexes für Fotografie in New York, Pier 59 Studios und Präsident der Art and Fashion Group AFG, begab sich in Klausur in die John Paul Getty Villa im italienischen Ladispoli. Vor der Kulisse der architektonischen Ikone inszenierte er Models als starke, moderne Göttinnen. Verführerisch der Dialog von alten Mauern, morbiden Fresken mit schöner, sinnlicher Weiblichkeit. Zweifellos zwei Meister zeitloser Ästhetik im Stil der Antike. (Gregor Auenhammer, Album, 5.4.2016)