Er muss schon länger geahnt haben, dass die Geheimhaltung seiner Geschäfte bald der Vergangenheit angehören würde. Den Enthüllungen über die mithilfe der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca durchgeführten Offshore-Geschäfte hunderter Politiker und Finanzinstitute gingen zahlreiche journalistische Anfragen voraus. Jürgen Mossack, gemeinsam mit Ramón Fonseca Gründer und Namensgeber der umstrittenen Kanzlei, hielt sich bedeckt. Doch der Verdacht auf einen Datenleak stand im Raum, die Kanzlei drohte Journalisten der Süddeutschen Zeitung nach einer Anfrage mit straf- und zivilrechtlichen Schritten.

Mossacks Kanzlei hatte gute Gründe für den Versuch, die Journalisten abzuschrecken. Dem "Deutschen", wie er von Insidern des panamaischen Finanzdistrikts genannt wird, wird aufgrund der Panama-Papers nun Geldwäsche, Beihilfe zur Steuerhinterziehung und der Bruch von UN-Sanktionen vorgeworfen.

Auswanderung aus Deutschland

Mehr als 40 Jahre lang verkaufte der in Panama Tür an Tür mit Expräsidenten wohnende Mossack anonyme Briefkastenfirmen. Die geleakten Dokumente belegen nun seinen Ruf, bei Klienten nicht wählerisch zu sein. Neben Drogen- und Waffenhändlern zählen Personen mit eindeutigem Bezug zu diktatorischen Regimen zum Kundenkreis des Rechtsanwalts.

Der heute 68-Jährige wanderte gemeinsam mit seiner Familie in den Sechzigerjahren aus Deutschland aus. Nach Informationen des Recherchenetzwerks ICIJ soll sein Vater Nationalsozialist und bei der Waffen-SS gewesen sein. In Panama angekommen, soll er sich der CIA als Informant angeboten haben. Nach rund zehn Jahren verließ der Rest der Familie das bei Altnazis als Zufluchtsort beliebte Lateinamerika. Die Angehörigen leben heute in Deutschland; Mossacks Bruder ist dort als Honorarkonsul der Republik Panama tätig.

Gut vernetzter Partner

Jürgen Mossack blieb als einziges Familienmitglied in Mittelamerika. Er studierte Jus und gründete 1977 seine eigene Kanzlei. Gemeinsam mit seinem gut vernetzten Partner Fonseca avancierte er mit den nun im Kreuzfeuer stehenden Dienstleistungen zum erfolgreichen Geschäftsmann.

Belege dafür, dass Mitarbeiter über die zweifelhaften Kunden Bescheid wussten, sollen in den geleakten Dokumenten zuhauf enthalten sein. Sollte er wissentlich UN-Sanktionen umgangen haben, drohen dem deutschen Staatsbürger Mossack mehrere Jahre Haft. (Elena Pramesberger, 4.4.2016)