1523 schuf der als Porträtist der Oberschicht gefragte Hans Brosamer dieses Porträt des Sebolt Schwarz, eines wohlhabenden Bürgers von Nürnberg.

Foto: Im Kinsky

Gemäß einer rückseitigen Aufschrift soll es sich bei der Dargestellten um Bia, die erste (uneheliche) Tochter Cosimo I. de’ Medicis handeln. Sie verstarb im Alter von nur sechs Jahren und das in der Werkstatt Paolo Veroneses geschaffene Bild entstand posthum.

Foto: Im Kinsky

Zeitgleich gastiert in Wien auch ein Porträt der letzten (unehelichen) Tochter Cosimo I.: Gemalt wurde Virginia de’ Medici von Giovanni Maria Butteri. Die Identifikation der Genannten gelang den Dorotheums-Experten erst jüngst.

Foto: Dorotheum

Die Geschichte der Porträtmalerei ist enger als jede andere Motivgattung in der Kunst mit den ursprünglichen Auftraggebern verknüpft. In ihrem zeitgenössischen Kontext fungieren Porträts somit als Zeugnisse der historischen Entwicklung des Kunstmarktes. Im aktuell in Wien verfügbaren Auktionsangebot der Sparte Alter Meister finden sich zahlreiche Beispiele, die nicht nur die stilistische Bandbreite dokumentieren.

Repräsentativ für die Bedeutung des wohlhabenden Bürgertums als Klientel stehen zwei bei "im Kinsky" (12. 4.) von Hans Brosamer offerierte Werke. Er gehörte im Nürnberg der 1520er-Jahre zu den gefragtesten Porträtisten und war von Lucas Cranach dem Älteren und Albrecht Dürer beeinflusst: Gemäß der Inschriften in Renaissancemajuskeln handelt es sich bei den Porträtierten um einen gewissen Hanns Durr ("In dieser Gestalt wart Hanns Durr 26 Iar alt 1521") und um einen Sebolt Schwarcz ("Anno 1490 pin ich Sebolt Schwarcz geporn und im 1523 abconterfet worden"). Die auf je 70.000 bis 140.000 Euro taxierten Gemälde gastierten zuletzt 2012 in einer Ausstellung in München ("Dürer-Cranach-Holbein. Die Entdeckung des Menschen: das Deutsche Porträt um 1500").

Über Juwelen identifiziert

In der italienischen Malerei des 16. Jahrhunderts gewannen, neben den üblichen Stifterporträts innerhalb religiöser Darstellungen, autonome Porträts beim Adel zunehmend an Popularität. Die Ahnengalerie solcher Familien reichte nicht selten bis weit über die vierte Generation hinaus zurück. Bisweilen entstanden solche Werke auch posthum, wie im Falle der unehelichen Tochter von Cosimo I. de' Medici. Bia de' Medici verstarb bereits im Alter von nur sechs Jahren, daraufhin beauftragte ihr Vater den Künstler Agnolo di Cosimo (genannt Bronzino) mit dem Bildnis, das sich heute in den Uffizien in Florenz befindet.

Um ein weiteres Abbild Bias dürfte es sich gemäß einer alten rückseitigen Aufschrift bei dem um 1550 datierten Gemälde (20.000-40.000) handeln, das Kinsky-Expertin Kareen Schmidt dem Umkreis von Paolo Veronese zuordnet. Interessanterweise wartet im Dorotheumsangebot (19. 4.) ein von Giovanni Maria Butterie geschaffenes Porträt ihrer Halbschwester Virgina de' Medici (50.000-70.000), deren Identität erst jüngst erforscht wurde.

Eine wesentliche Rolle bei der Identifikation spielte dabei ein 2007 bei Sotheby's versteigertes Bildnis aus der Werkstatt Alessandro Alloris. Den Londoner Experten zufolge habe es sich bei der Dargestellten um Camilla Martelli gehandelt, die Cosimo I. 1570 ehelichte. Die Zuordnung war über die reich mit Juwelen besetzte Halskette erfolgt, die über archivalische Beschreibungen nachweislich jene war, die ihr der Medici-Herzog schenkte.

Unehelich geborene Tochter

Allerdings hatte man bei dieser Zuschreibung übersehen, dass Camilla verstarb, bevor die Kleidung und Haartracht in Mode kam. Tatsächlich handelte es sich, wie Dorotheumsexperte Mark MacDonell nun belegen kann, um die 1668 unehelich geborene Tochter Virginia. Dass sich die Konterfeis Cosimos I. erster und letzter Tochter zeitgleich zur Stippvisite in Wien befinden, ist dem puren Zufall geschuldet. (Olga Kronsteiner, Album, 1.4.2016)