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Leila Khaled im November 1970 im Libanon, nachdem sie nach den Flugzeugentführungen aus Europa nach Syrien ausgeflogen worden war.

Foto: AP/Adams

Wien – Die palästinensische Flugzeugentführerin Leila Khaled soll im April einen Vortrag in Wien halten. Das "österreichisch-arabische Kulturzentrum" (Okaz) postete eine entsprechende Terminankündigung auf seiner Website.

Das Okaz bezeichnet die 71-jährige Khaled darin als "Revolutionsikone", "Befreiungskämpferin" und "internationale Ikone des antiimperialistischen Widerstands". Die "medialen Auftritte der jungen dunkeln (sic) Palästinenserin" hätten in der Vergangenheit "nicht nur eine Welle der Sympathie, sondern auch der internalen (sic) Solidarität mit dem Widerstand der Palästinenser" hervorgerufen. Nach "Jahrzehnten der Einreiseverweigerung" sei es nun "endlich soweit".

Schengenvisum von Niederlanden

Ob der Termin jedoch wie von dem Verein angekündigt stattfinden wird, ist fraglich. In Deutschland wurde ein von einem palästinensischen Verein für den "Tag des Bodens" am 30. März geplanter Auftritt abgesagt. Khaled hätte dabei auf einem Hallenspielplatz vor palästinensischen Familien sprechen sollen.

Wie der Sprecher des Außenministeriums, Thomas Schnöll, im Gespräch mit dem STANDARD mitteilt, wurde Khaled von keiner österreichischen Vertretungsbehörde ein Visum ausgestellt – im Gegensatz zu den niederländischen Behörden, die ihr trotz Konsultationspflicht ein Schengenvisum erteilten. Laut Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck führten falsche Daten dazu, dass Khaled nicht als Aktivistin der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) identifiziert wurde. Das Schengenvisum kann von Österreich nicht widerrufen werden, damit ist auch die Einreise Khaleds in Österreich hinzunehmen, wie Grundböck gegenüber dem STANDARD ausführt. Die Beurteilung der Veranstaltung liege im Bereich der Stadt Wien.

Flugzeuge entführt

Khaled erlangte mit Flugzeugentführungen 1969 und 1970 zweifelhafte Berühmtheit. Im Jahr 1969 zwang sie den Piloten einer Maschine der US-amerikanischen Fluglinie TWA, die von Rom nach Tel Aviv unterwegs war, nach Damaskus zu fliegen. Die israelischen Passagiere wurden als Geiseln verwendet, um syrische und ägyptische Kriegsgefangene freizupressen, das Flugzeug wurde gesprengt.

"Schwarzer September"

Im "Schwarzen September" des Jahres 1970 war Khaled an der Entführung einer israelischen El-Al-Maschine beteiligt. Zeitgleich wurden drei weitere Flugzeuge der Swissair, der TWA und der britischen BOAC gekapert und nach Syrien umgeleitet. Doch die Entführung des israelischen Flugzeugs scheiterte: Die Terroristen wollten das Cockpit stürmen. Khaleds Komplize, der nicaraguanische Sandinist Patrick Argüello, warf eine Handgranate, die jedoch nicht zündete. Daraufhin wurde er von einem Passagier mit einer Whiskyflasche niedergeschlagen. Argüello schoss mehrmals und verletzte dabei einen Flugbegleiter. Der Pilot brachte die Angreifer mit einem Sturzflug-Manöver aus dem Gleichgewicht und sorgte so dafür, dass ein an Bord befindlicher Mossad-Agent eingreifen konnte.

Argüello wurde angeschossen und starb nach der Landung an seinen Verletzungen. Khaled selbst wurde verletzt und nach der Notlandung in London-Heathrow verhaftet, jedoch in der Folge gemeinsam mit anderen Terroristen nach Syrien ausgeflogen, obwohl die Geiselnahme der Passagiere aus den anderen Flugzeugen zu dem Zeitpunkt schon beendet war. In Damaskus wurden die Terroristen als Helden empfangen. (Michael Vosatka, 1.4.2016)