Wien – Alles anderes als begeistert sind die Oppositionsparteien über die Ergebnisse der Bildungsstandard-Tests im Fach Deutsch. Der grüne Bildungssprecher Harald Walser empfindet sie als "schockierend", für Neos-Chef Matthias Strolz ist es "inakzeptabel", dass 70 Prozent der Zehnjährigen das angepeilte Rechtschreib-Niveau nicht erreichen.

Er habe damit gerechnet, dass die Resultate nicht befriedigend ausfallen würden; dass aber Mängel in diesem Ausmaß diagnostiziert würden, sei einfach erschreckend, erklärte Walser in einer Aussendung. Er hört "die Alarmglocken läuten" – und fordert deshalb einen nationalen Schulterschluss anstelle der ideologischen Grabenkämpfe in der Bildung. In Kindergärten und Volksschulen müssten umgehend die nötigen Maßnahmen umgesetzt werden – und es dürfe kein Sparprogramm auf Kosten der Kinder geben.

Strolz fordert mehr Aufmerksamkeit

"Wir brauchen rasch mehr Aufmerksamkeit für die Drei- bis Zehnjährigen", konstatierte Strolz. Er forderte eine neue Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Volksschule mit fließenden Übergängen – und eine Umstellung der Schulfinanzierung zu einem bedarfsorientierten Index-Modell: "Dort, wo ein Elternteil nur Pflichtschulabschluss hat, soll für dieses Kind mehr Geld an die Schule fließen. Weil ganz offensichtlich größere Herausforderungen da sind", erklärte der Neos-Chef.

Der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel nahm die Tests zum Anlass für Kritik an der Bildungspolitik in der Bundeshauptstadt. Dass Wien Schlusslicht im Bundesländervergleich sei, zeige, dass die rot-grüne Bildungspolitik "ein völliges Desaster darstellt" und ein "eklatanter Beweis" dafür sei, dass die Gesamtschule in Wien gescheitert ist.

FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz erklärte mit Blick auf die Testergebnisse: "Mit Erschrecken muss man zur Kenntnis nehmen, dass Kinder in Österreich durch linke Experimente im Bildungsbereich in Wahrheit einfach links liegen gelassen werden."

Seine Analyse: Es fehle an einem konsequent aufgebauten Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen, "stattdessen gibt es gendergerechte Schulbücher, modulare Zaubertricks und zentralisiertes Unvermögen!" Ministerin Heinisch-Hosek müssen in Bildungsfragen "raschest das Feld räumen", findet Rosenkranz. (APA, 1.4.2016)