Washington – Nach den tödlichen Anschlägen der Jihadistenorganisation "Islamischer Staat" in Europa wird der Gipfel für nukleare Sicherheit am Freitag erstmals in diesem Format auch über den Kampf gegen die Terrorormiliz sprechen. "Am Ende des Gipfels werden wir einen internationalen Fokus darauf richten, welche zusätzlichen Maßnahmen wir angesichts der schrecklichen Tragödie in Brüssel ergreifen müssen", sagte US-Präsident Barack Obama. IS-Terroristen hatten vergangene Woche in Brüssel mindestens 32 Menschen getötet. In Paris starben im November bei IS-Anschlägen 130 Menschen.

Obamas stellvertretender Sicherheitsberater Ben Rhodes sagte, Berichte über das Ausspähen eines belgischen Kernkraftwerks durch den IS zeigten das Interesse der Terroristen an nuklearem Material. "Nuklearer Terrorismus ist eine der größten Bedrohungen unserer gemeinsamen Sicherheit", erklärte die US-Regierung vor dem Gipfel in Washington.

Obama dankte dem französischen Präsidenten Francois Hollande nach einem Gespräch im Weißen Haus am Donnerstag dafür, dass er die europäische Gesellschaft im Kampf gegen den Terror zusammengeschweißt habe.

Es ist der vierte und voraussichtlich letzte Gipfel dieser Art (2010/Washington, 2012/Seoul, 2014/Den Haag). Nukleare Sicherheit ist ein Kernanliegen Obamas, der das Gipfelformat 2009 in Prag ins Leben gerufen hatte. Russland nimmt in Washington nicht teil.

Bilaterale Treffen

Angesichts nuklearer Drohgebärden Nordkoreas betonten die USA vor dem Auftakt des Gipfels ihren Schulterschluss mit Südkorea und Japan. Obama traf Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye und Japans Premier Shinzo Abe. Bei einer Zusammenkunft mit seinem chinesischen Amtskollege Xi Jinping am Rande des Atomgipfels in Washington habe Obama bekräftigt, bei Nuklearsicherheit auch mit Peking stärker zusammenarbeiten zu wollen, sagte Chinas Vizeaußenminister Zheng Zeguang am Donnerstag. Ziel sei es, den Atomwaffensperrvertrag aufrechtzuerhalten sowie mehr im Bereich der Cybersicherheit zu tun.

Am Rande des Gipfels ist es überraschend auch zu einem Treffen Obamas mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan gekommen. Im Vorfeld des Gipfels hatte es geheißen, Obama werde Erdogan nicht wie andere Staatschefs zu getrennten Gesprächen empfangen. Dies war als Affront gegen Erdogan gesehen worden. Am Abend kamen insgesamt Staats- und Regierungschefs aus mehr als 50 Ländern zu einem gemeinsamen Dinner zusammen.

Der Gipfel befasst sich mit der Gefahr eines Missbrauchs von Nuklearmaterial durch Terroristen und mit der bestmöglichen Sicherung radioaktiven Materials. Ein Sprecher des britischen Premiers David Cameron kündigte in Washington an, Großbritannien werde einen beträchtlichen Teil seines nuklearen Materials für medizinische Zwecke umwidmen.

Obama hatte 2009 in Prag das Fernziel einer atomwaffenfreien Welt ausgegeben, das aber bisher eine Vision geblieben ist. (APA, dpa, red, 1.4.2016)