Der Wunsch nach Perfektion steht entspannter Sexualität im Wege.

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Dass eine für alle Beteiligten befriedigende Sexualität auf einem entspannten Umgang mit sich selbst und dem Sexualpartner basiert, kann kaum erstaunen. Und dennoch war bis jetzt nicht belegt, was eine Studie von Forscherinnen und Forschern der Universität Kent unter der Leitung des Psychologen Joachim Stoeber nun zeigt: dass nämlich Frauen, deren Partner Perfektion einfordern, weniger leicht erregbar sind und in ihrer Selbstwahrnehmung nachhaltig negativ beeinflusst werden.

Leistungsdenken und Wettbewerbsorientierung halten heute auch Einzug in die Sexualität. Fordert der Partner zusätzlich Perfektion ein, steige die sexuelle Verunsicherung und Ängstlichkeit bei Frauen; ihr Selbstvertrauen sinke.

Fehlerlosigkeit und Leistungsdenken

Es handelt sich nach Angaben der Wissenschafter um die erste qualitative Studie, die den Zusammenhang zwischen von außen auferlegtem Perfektionismus und der Qualität des Liebeslebens untersucht hat. In der Studie wird Perfektionismus als das Streben nach Fehlerlosigkeit und extrem hoher sexueller Leistung beschrieben, das mit einer Tendenz zu übermäßig kritischer Selbstbetrachtung und der Annahme, dass andere Menschen einen selbst negativ bewerten, einhergeht.

Weniger leicht erregbar

Die Forscher werteten Fragebögen aus, die 366 Frauen zwischen Dezember 2013 und Februar 2014 ausgefüllt hatten. Die Probandinnen waren zwischen 19 und 30 Jahre alt. Stoeber und sein Team unterschieden vier Formen des sexuellen Perfektionismus: selbstorientierten, partnerorientierten, vom Partner eingeforderten und sozial vorgegebenen Perfektionismus. (lima, 1.4.2016)