Ein volles Stadion wird am Samstag in Dornbach erwartet, wenn der Sportklub die Vienna zum Duell bittet. Die Friedhofstribüne an der Alszeile ist ohnehin bei jedem Heimspiel gut gefüllt.

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Lipa: "Ein Derby lebt viel von der Emotion, vom Momentum. Es ist immer etwas Besonderes, weil es immer eine sehr besondere Atmosphäre gibt."

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Reisinger: "Wenn sich die Mannschaft gut präsentiert, der Vienna alles abverlangt, dann ist auf jeden Fall etwas möglich."

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Den ersten Saisonvergleich gewann die Vienna im Herbst auf der Hohen Warte mit 3:2.

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Wien – Laufen Schwarz-Weiße gegen Blau-Gelbe in Wien auf, dann ist Derbytime. Diesen Samstag ist es wieder so weit, der Wiener Sportklub empfängt den First Vienna FC 1894. Nicht wie ursprünglich geplant am Freitag, dem 1. April, sondern tags darauf steigt das "Derby of Love", dabei handelt es sich definitiv um keinen Aprilscherz. Um 19.30 Uhr geht's auf dem Sportclubplatz zur Sache, ORF Sport + überträgt den Kracher der 21. Runde in der Regionalliga Ost live, und das ist ebenso kein Scherz.

Wie so oft steht auch dieses Mal einiges auf dem Spiel, die Vienna möchte sich für Höheres empfehlen, will heuer den Aufstieg in die Erste Liga meistern. Dazu wurde schon letzten Sommer kräftig investiert, mit Markus Katzer, Thomas Vollnhofer und David Sencar bundesligaerprobte Routiniers verpflichtet. Die Ausgaben dürften sich gelohnt haben, aktuell steht die Vienna mit 44 Punkten auf Platz eins, einen Punkt vor dem zweiten Aufstiegsaspiranten Horn. Für den Meister des Ostens ist der Aufstieg heuer übrigens fix. Die Besten aus dem Westen und der Mitte müssen in die Relegation.

Sportklub und Amstetten erfolgreichste Teams 2016

Der Sportklub hat in erster Linie den Klassenerhalt zum Ziel. Nach einem bestenfalls durchwachsenen Herbst, als man zwischenzeitlich am Tabellenende lag, hat man sich im Frühjahr deutlich gesteigert. Gemeinsam mit Amstetten sind die Dornbacher in der Ostliga bisher das erfolgreichste Team 2016. Mit dem 3:1 gegen die SKN-Amateure, dem 2:1-Auswärtssieg in Schwechat, einem 1:1 in Dornbach gegen die Rapid-Amas und zuletzt einem etwas schmeichelhaften 1:0 in Oberwart wurden zehn von zwölf möglichen Punkten gesammelt.

Wie das möglich war? "Im Herbst hatten wir ein Tohuwabohu, wir haben versucht, uns durchzuwurschteln", sagt Sportklub-Trainer Andreas Reisinger. "Wenn man Letzter ist, wird es schwer für Spieler und Trainer. Die Mannschaft war nicht gut beieinander, darum haben wir ein Teambuilding-Seminar in Obertauern gemacht. Wir haben der Mannschaft vertraut, haben gezielt und hart trainiert, und so ist sie immer besser zusammengewachsen. Wir hatten im Winter im Gegensatz zum Sommer eine Top-Vorbereitung. Wichtig ist auch, dass wir das Vertrauen von Präsident Manfred Tromayer haben. Wenn man Ruhe hat, dann kann man auch gut arbeiten."

Man hat sich bei der Arbeit auf das Defensivverhalten und den taktischen Bereich konzentriert. Und Woche für Woche einen Schritt nach vorne gemacht. "Aber jetzt wird es sich zeigen, weil mit Vienna und Amstetten schwere Spiele auf uns zukommen", so Reisinger.

Neun Frühjahrspunkte für Vienna

Gute Arbeit wird zweifelsohne auch auf der Hohen Warte geleistet, auch wenn der Tabellenführer im Frühjahr punktetechnisch mit dem Tabellenneunten (26 Punkte) aus Dornbach nicht ganz mithalten kann. Die Blau-Gelben verbuchten mit einem 3:0 bei den Admira-Amateuren, einem 2:1 auf der Hohen Warte gegen die Austria-Amateure, einer 0:2-Niederlage in Horn und einem 1:0-Heimsieg gegen Stadlau neun Punkte. Dass sie an der Spitze stehen, verdanken sie auch den Oberwartern, die sich in der 18. Runde vor eigener Kulisse gegen Horn durchgesetzt haben. Und den Amstettnern, die den Waldviertlern zuletzt einen Punkt abknöpften.

Nun aber werden die Karten wieder einmal neu gemischt, denn – oh Wunder – ein kleines Wiener Derby hat schließlich auch eigene Gesetze. "Ein Derby lebt viel von der Emotion, vom Momentum", sagt Vienna-Trainer Andreas Lipa. "Es ist immer etwas Besonderes, weil es immer eine sehr besondere Atmosphäre gibt. Das sehr freundschaftliche Verhältnis zwischen den Fans ist natürlich sehr positiv und sorgt für eine super Stimmung. Ich finde das sehr angenehm, weil man auch mit der Familie hingehen kann", so Lipa, der ergänzt: "Ich sehe keine Notwendigkeit, warum Fans Stunk machen sollten." Von einem friedlichen Fußballfest darf auch diesmal ausgegangen werden, diesbezüglich ist auf die Fans aus beiden Lagern Verlass.

Videoanalysen auf beiden Seiten

Auf eine spezielle Derby-Vorbereitung verzichtet man bei Blau-Gelb. "Der Ablauf ist ganz normal, wie bei jedem anderen Spiel. Wir haben Spiele beobachten lassen, Videoanalysen gemacht und auch einen Spielplan vorbereitet, den wir hoffentlich umsetzen und als Sieger vom Platz gehen können. Es geht für uns um wichtige drei Punkte, weil wir am Ende ganz oben stehen und Meister sein wollen", sagt Lipa.

"Natürlich", sagt Reisinger, "ist die Vienna ein besonderer Gegner und hat ein Derby eigene Gesetze. Der Ablauf aber ist Woche für Woche derselbe, der Gegner wird analysiert, es werden Videos geschaut." Von der Motivation her ist allerdings nicht viel zu tun. "Jeder ist sehr aufgezuckert, freut sich auf das Spiel."

Während man bei Schwarz-Weiß hofft, dass die eigene Defensive der zweitbesten Offensive der Liga Paroli bieten kann, haben die Blau-Gelben gewissermaßen Luxusprobleme. "Wir haben einen sehr großen, ausgeglichenen Kader, und ich habe daher positive Kopfschmerzen, weil sich alle sehr gut präsentieren und es mir obliegt, die richtige Elf aufs Feld zu schicken", sagt Lipa.

Positiver Druck

Druck spürt der Trainer der Döblinger keinen. "Auch die Mannschaft hat keinen Druck, wir sind gut ins Frühjahr gestartet, haben den Rückstand auf Horn wettgemacht, sind auf Platz eins und wollen dort die nächsten zehn Runden bleiben. Aber Druck oder eine gewisse Erwartungshaltung ist nichts Negatives. Es ist gut, wenn die Ziele genau definiert sind, man vor jedem Spiel eine gewisse Spannung hat und weiß, worum es geht."

Auch aufseiten des Sportklubs liegt der Druck im grünen Bereich, denn "klarer Favorit ist die Vienna", sagt Reisinger. "Aber unsere Burschen haben Blut geleckt, wir haben Heimrecht und die letzten vier Spiele zu Hause nicht verloren." Der WSK-Coach denkt aber nicht ans Verlieren. "Die Mannschaft ist ziemlich vernünftig, ein eingeschweißtes Team. Wenn es aber so kommt, geht auch die Welt nicht unter. Zum Siegen gehört auch Glück dazu, aber wenn sich die Mannschaft gut präsentiert, der Vienna alles abverlangt, dann ist auf jeden Fall etwas möglich." Lipa: "Im Endeffekt kommt es darauf an, wer die höhere Qualität hat."

Letzter Derby-Sieg der Schwarz-Weißen mit Schöttel

Das bisher letzte kleine Wiener Derby haben die Döblinger auf der Hohen Warte im September mit 3:2 gewonnen. Der letzte Sieg des WSK liegt schon länger zurück. Ende Mai 2008 durfte man sich auf dem Sportclubplatz über ein 2:1 freuen. Damals stand noch der jetzige Grödig-Trainer Peter Schöttel bei den Schwarz-Weißen an der Outlinie.

Kamen damals rund 3.500 Zuschauer nach Dornbach, so werden es am Samstag mit Garantie mehr werden, wurden doch bereits vergangene Woche gut 4.000 Karten abgesetzt. Man hofft auf ein volles Stadion. 7.800 Zuschauer sollen und können es werden. Mehr geht nicht. Kein Scherz. (Thomas Hirner, 1.4.2016)