Gütesiegel legen fest, was in welche nachhaltigen Fonds hineindarf.

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Wien – Rund sechs Milliarden Euro hatten österreichische Privatanleger Ende 2015 in den 63 heimischen nachhaltigen Fonds veranlagt. Ende 2014 waren es 5,4 Mrd. Euro in 56 Fonds. Doch wie findet man das Produkt, das zu einem passt? Auch bei den "guten Fonds" gibt es welche, die sehr viele Ausschlusskriterien befolgen, andere nehmen es gelassener.

Zertifizierungen und Gütesiegel sind ein Weg zur Orientierung. In Österreich gibt es derzeit drei Labels für Publikumsfonds:

· Umweltzeichen: Das österreichische Umweltzeichen ist das seit 1990 bestehende, offiziell staatliche Label für umweltfreundliche und nachhaltige Produkte im Non-Food-Bereich. Träger ist das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – verantwortlich für die Administration ist der Verein für Konsumenteninformation (VKI). "Das Umweltzeichen wird für rund 60 Produktgruppen vergeben und seit 2004 auch für nachhaltige Finanzprodukte", sagt Reinhard Friesenbichler von der nachhaltigen Researchagentur RFU. 40 der österreichischen Nachhaltigkeits-, Ethik- und Umweltfonds sowie eine Reihe ausländischer Fonds sind Träger des Umweltzeichens. Heuer wurden die Richtlinien für das Umweltzeichen verschärft und das Siegel für Immobilienfonds geöffnet.

"Das Umweltzeichen stellt hohe Ansprüche an Kriterien und Prozesse sowie Transparenz eines Nachhaltigkeitsfonds", erklärt Friesenbichler. Die wichtigsten Prüfbereiche sind: Ausschluss- und Positivkriterien, Researchprozesse und Transparenz. Die Prüfung erfolgt durch einen externen Gutachter. Das Label gilt für vier Jahre, wobei jährliche Updates erforderlich sind.

· Eurosif: Dieser internationale Transparenzstandard ist seit 2008 für Publikumsfonds am Markt. Mehr als 500 Fonds tragen diesen Stempel, 47 inländische Produkte reporten gemäß diesem Standard. Das Eurosif-Transparenzlogo macht zwar keine inhaltlichen Vorgaben, aber gewährleistet eine einheitliche und offene Darstellung der Kriterien und Prozesse eines Fonds.

· FNG: Seit dem Vorjahr neu am Markt ist das Siegel vom Forum für nachhaltige Geldanlage (FNG). Es wird im deutschsprachigen Raum in vier Abstufungen verliehen. Aktuell dürfen 35 Fonds aus der DACH-Region (elf davon aus Österreich) dieses Label führen. Fondsmanager müssen sich darum jedes Jahr neu bewerben. "Das FNG-Siegel bewertet neben der Qualität der in den Fonds verwendeten Nachhaltigkeitsprozesse, der Transparenz und der Portfolios im Detail auch den Impact im Sinne einer Wirkungsanalyse", sagt Wolfgang Pinner, Head of Sustainable & Responsible Investments der Raiffeisen Capital Management und stellvertretender Vorstandsvorsitzender beim FNG.

Der Unterschied zwischen dem österreichischen Umweltzeichen und dem FNG-Siegel liegt zum einen "in einem unterschiedlichen Set an Mindestausschlusskriterien, zum anderen sind das Thema Engagement – also der aktive Dialog mit Unternehmen – und der mit dem Investment erzielte Impact ein wichtiger Teil der Bewertung gemäß FNG-Siegel", fasst Pinner zusammen.

Für Betriebsvorsorge- und Pensionskassen gibt es seit 2008 das Ögut-Label. Des Weiteren existiert für Kapitalanlagegesellschaften (KAG) seit kurzem das Ögut-RIS-Label, mit dem sich die gesamte KAG dazu verpflichtet, alle Portfolios der Nachhaltigkeit zu unterstellen. Die Security KAG ist derzeit das einzige Haus in Österreich, das diesen Weg gewählt hat.

Breiter Konsens in Österreich

Basis für die Entwicklung war der Leitgedanke: "In das, was nach österreichischem Recht verboten ist, oder in das, wogegen in der österreichischen Gesellschaft ein breiter Konsens besteht, soll auch nicht investiert werden."

"So trivial und überflüssig, wie diese Forderung klingen mag, ist sie nicht", erklärt Friesenbichler, denn: Ein Großteil der Finanzanlagen werde auf internationalen Märkten getätigt, wo zum Beispiel Atomstrom, Massenvernichtungswaffen, inhumane Arbeitsbedingungen, Diktaturen oder eine ungehemmte Ausbeutung der Natur sehr wohl legale Produkte bzw. Praktiken darstellen.

Aber warum braucht man so viele Gütesiegel? Reicht das Vertrauen in die Produktgestalter nicht aus? "Nachhaltigkeit ist eine komplexe Produkteigenschaft, für die eine glaubwürdige externe Qualitätsbestätigung sehr hilfreich ist", sagt Friesenbichler.

Unter dem Begriff Nachhaltigkeit kann zudem vieles verstanden werden. "Jeder hat so seine eigene Vorstellung, was nachhaltig ist. Für die meisten hat es etwas mit Umweltschutz oder sorgsamem Umgang mit der Natur zu tun", sagt Dominik Benedikt, Senior ESG Analyst der Erste Sparinvest. Für KAGs umfasse das Thema darüber hinaus aber die Bereiche Soziales (alles, was mit Stakeholderbeziehungen des Unternehmens zu tun hat, also zu den Mitarbeitern, aber auch zu Zulieferern, Behörden, anderen Unternehmen etc.) und gute Unternehmensführung oder das Verhalten im Wirtschaftsleben (gibt es Korruptionsfälle, Bilanzfälschungen etc.), ergänzt Alexander Osojnik von der Erste Sparinvest.

"Ingesamt geben die Fondssiegel zumindest eine gewisse Richtlinie für an nachhaltigen Investments interessierten Investoren", sagt Benedikt. Die Schwierigkeit liege aber darin, dass Siegel mittlerweile inflationär entstehen und viele dieser neuen Zertifikate eher Feigenblätter darstellten als den Nachweis eines tatsächlich nachhaltigen Fonds. Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche und implizierten Vorstellungen von Nachhaltigkeit werden sie es dem interessierten Investor jedoch trotzdem nicht ersparen, sich direkt mit dem jeweiligen Fonds bzw. Anbieter auseinanderzusetzen. Eine gewisse Label-Verwirrung sei bei Konsumenten in Summe nicht auszuschließen, fasst Friesenbichler zusammen.

Pinner sieht das etwas anders: "Zertifizierungen oder Siegel für nachhaltige Investments helfen dabei, Greenwashing zu unterbinden." Sie würden dem Investor die Sicherheit geben, dass die Nachhaltigkeit im Fonds gewährleistet und von objektiver Stelle überprüft wurde. (Bettina Pfluger, 3.4.2016)