Die Spekulationen über die Länge des Elasmotheriumhorns gehen weit auseinander: Die extremsten Schätzungen belaufen sich gar auf zwei Meter.

Illustration: Walter Myers

Washington/Nowosibirsk – Die Legende vom Einhorn, für deren Erklärung schon der Stoßzahn des Narwals bemüht wurde, erhält durch eine aktuelle Studie neuen Auftrieb: Menschen könnten tatsächlich einem Tier begegnet sein, das zur weiteren Verwandtschaft der Pferde gehörte und vermutlich mit einem gewaltigen Horn versehen war.

Keine Nas-Hörner

Elasmotherien lebten in den Steppen Eurasiens und zählten zur Familie der Nashörner, auch wenn in dem Fall der Name nicht passt: bei ihnen saß das Horn auf der Stirn. Bislang wurde noch kein solches Horn gefunden, aus der Schädelanatomie schließen Forscher aber, dass es deutlich länger als bei den heutigen Nashörnern war. Zudem waren Elasmotherien hochbeiniger als Nashörner; die größten Exemplare dürften an die fünf Meter lang und viereinhalb Tonnen schwer gewesen sein.

Die ältesten Fossilienfunde reichen 2,6 Millionen Jahre zurück. Bislang dachte man, dass die Geschichte der gehörnten Riesen vor 350.000 Jahren endete, lange vor dem Zeitalter des Homo sapiens. Nun jedoch berichten Forscher im Fachmagazin "American Journal of Applied Science" von Knochenfunden eines Elasmotherium sibiricum, die ein deutlich geringeres Alter aufweisen. Demnach könnten die Tiere noch vor 29.000 Jahren gelebt haben – womit sie Zeitgenossen des Homo sapiens gewesen wären.

Der Fund

Die neuen Erkenntnisse wurden bei der Radiokohlenstoff-Untersuchung eines Elasmotheriumschädels aus Kasachstan gewonnen. Der gut erhaltene Schädel wurde an der Queen's University in Belfast analysiert.

Die betreffende Region in Südwestsibirien "war wahrscheinlich eine Art natürlicher Zufluchtsort, wo dieses Tier viel länger überleben konnte als andere Artgenossen", sagte der Paläontologe Andrej Schipanski von der Staatlichen Universität Tomsk. (red, APA, 30. 3. 2016)