Henkell strebt eine mehrheitliche Übernahme der Spanier an, muss dafür aber die Familienmitglieder überzeugen.

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Der deutsche Sektmarktführer Henkell, Teil der Dr.-Oetker-Gruppe, hat kürzlich ein Angebot für den mehrheitlichen Einstieg bei dem katalanischen Cava-Produzenten Freixenet eingebracht. Knapp 300 Millionen Euro will Henkell sich das kosten lassen, berichtete "La Vanguardia".

Freixenet, gegründet 1914, ist ein Familienbetrieb mit Sitz in San Sadurní de Noya (Barcelona), der sich zuletzt nicht nur Streitigkeiten dreier Ferrer-Familienzweige ausgesetzt sah: Die Noguers, Bonets und Hevias halten in der dritten Generation als Erben die Aktien und besetzen die wichtigsten Positionen im Betrieb.

Auch steigende antikatalanische Ressentiments wegen der Unabhängigkeitsbewegung der nordostspanischen Region lasten auf den Verkaufszahlen, die um die Weihnachtsfeiertage allen voran in Spanien den Absatz einbrechen ließen – was man freilich der "globalen Wirtschaftskrise" zuschreibt. Bei einem Umsatz von 501 Millionen Euro 2015 (minus 5,6 Prozent zum Jahr 2014) sank der Gewinn gar um 71 Prozent auf 2,2 Millionen Euro. Der Schuldenstand wuchs auf 150 Millionen Euro. Einen Belegschaftsstreik konnte die Chefetage am Tag vor der Weinlese vergangenen Herbst nur durch eine Gehaltserhöhung um drei Prozent abwenden. Henkell besitzt seit 2012 mit Cavas Hill eine Iberien-Tochter, die man aus der Konkursmasse des Immobiliengiganten Nueva Rumasa aufkaufte. Im internationalen Vertrieb kooperiert man längst mit Freixenet.

Prickelndes Geschäft

Gemäß dem Angebot der Deutschen soll das prickelnde Geschäft der Katalanen in Summe knapp eine halbe Milliarde Euro wert sein. Wenngleich Henkell vorerst eine Mehrheit als Voraussetzung für den Einstieg nennt, gelten nur 43,5 Prozent des Aktienvolumens als gesichert: die Akquisition von 29 Prozent der Hevia-Ferrers sowie weitere 14,5 Prozent von den Brüdern Eudald und Pere Bonet. Um die Entscheidungsgewalt mit über 50 Prozent der Anteile zu erhalten, muss Henkell auch zwei weitere Geschwister der Bonet-Ferrers überzeugen. Neben José Luis Bonet, Freixenet-Chef und Präsident der spanischen Handelskammer, auch seine Schwester Pilar (14,5 Prozent). Aus Insiderkreisen heißt es, beide dürften eher zum Einstieg der Deutschen tendieren. Dies wäre "der sicherste Weg, um die Kontinuität von Freixenet zu garantieren".

Auf der anderen Seite mauern die Ferrer-Noguer-Erben, Pedro und José María Ferrer Sala, gegen Henkell. Mit 42 Prozent der Anteile sind sie bemüht, Freixenet im Familienbesitz weiterzuführen. (Jan Marot aus Granada, 30.3.2016)