Wien – An der MedUni Wien könnte eine herausragende Entwicklung bei der Behandlung von Multipler Sklerose (MS) gelungen sein: Im Tiermodel zeigten Forscher, dass es nach der Behandlung mit speziellen synthetischen Pflanzenpeptid (Zyklotid, engl. "Cyclotide") zu keiner weiteren Entwicklung üblicher klinischer Anzeichen einer Multiplen Sklerose kommt.

Christian Gruber, Forschungsgruppenleiter am Zentrum für Physiologie und Pharmakologie: "Die einmalige orale Gabe des Wirkstoffs hat die Symptome sehr stark verbessert. Es kam zu keinen Schüben der Erkrankung. Das könnte den Verlauf der Erkrankung generell deutlich verlangsamen." Gruber arbeitete mit seinem Team gemeinsam mit internationalen Partnern aus Australien, Deutschland und Schweden an dem Versuch.

8.000 Erkrankte in Österreich

MS ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, bei der die Isolierschichten der Nervenfasern zerstört werden. Die Erkrankung verläuft in Schüben und ist derzeit nicht heilbar. Ein Schub ist durch das Auftreten neuer oder das Wiederaufflammen bereits bekannter Symptome gekennzeichnet.

Durch die einzelnen Schübe kommt es zu einer sofortigen oder auch verzögerten, weiteren Verschlechterung des Gesundheitszustands der Patienten. Die Mechanismen der Entzündung im Nervensystem sind teilweise erforscht. Die gängigen Therapien können den Verlauf zwar verzögern, weisen aber vor allem bei Dauertherapie mitunter erhebliche Nebenwirkungen auf. Weltweit sind Schätzungen zufolge rund 2,5 Millionen Menschen von MS betroffen, rund 8.000 in Österreich.

Möglichen Ausbruch verhindern

Die Entdeckung der Wiener Wissenschafter lässt nun darauf hoffen, die Erkrankung bereits in einer sehr frühen Phase stoppen oder ihre Entwicklung zumindest stark verlangsamen zu können. "Sobald funktionelle neurologische Defizite auftreten und im MRI-Scan (Anm.: Magnetic Resonance Imaging) erste krankheitsbedingte Veränderungen im Zentralnervensystem sichtbar sind, könnte man das Medikament zur Basistherapie verabreichen.

In einem Tiermodell für MS wurde das Auftreten von Symptomen durch die orale Verabreichung von Cyclotiden erheblich reduziert. Es könnte also sein, dass sich die Zeitspanne zwischen den Schüben verlängert oder möglicherweise ein Ausbruch der Erkrankung verhindert werden kann", fassen Gruber und sein Kollege Gernot Schabbauer das zentrale Ergebnis der Studie, die nun im Journal "PNAS" veröffentlicht wurde, zusammen. (APA, red, 29.3.2016)