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Die Zeiten, als in Kaesong Schuluniformen für Südkorea produziert wurden, sind seit dem 10. Februar vorbei. Seoul hat die Wirtschaftskooperation mit dem Norden beendet.

Foto: Reuters / Kim Hong-Ji

Als die Südkoreaner am 10. Februar aus Protest gegen einen Raketenstart die Sonderwirtschaftszone Kaesong schließen ließen, kappten sie nicht nur ihre einzige Wirtschaftskooperation mit Nordkorea, sondern auch den letzten verbliebenen Kommunikationskanal. Die Weltgemeinschaft zeigte sich besorgt, schließlich fungierte Kaesong nicht zuletzt auch als Lebensversicherung gegen eine weitere Eskalation. Die Südkoreaner hingegen, jahrelang erprobt im Umgang mit dem kreisenden Damoklesschwert namens Nordkorea, waren wenig beeindruckt.

Mit einer Ausnahme: Südkoreanische Eltern trieb die Schließung auf die Barrikaden, denn dieses Mal bedrohten die Spannungen das schulische Umfeld ihrer Zöglinge. Und die Bildung ist im konfuzianischen Südkorea nichts Geringeres als nationales Heiligtum.

Ware gerückgelassen

In Windeseile mussten Südkoreas Geschäftsmänner damals ihre Fabriken räumen. Die nordkoreanische Armee stellte ihnen ein Ultimatum von gerade einmal zwei Stunden, bevor die Panzer den Industriepark in Beschlag nahmen. "Es gibt vier Unternehmen in Kaesong, die Schuluniformen produzieren – und alle haben den Großteil ihrer Ware zurücklassen müssen. Wir erwarten daher Probleme für das nächste Schuljahr", sagte Sung Hyun-sang, einer der betroffenen Geschäftsmänner. Fast 100.000 Schuluniformen wurden von Nordkorea beschlagnahmt.

Als vor vier Wochen das neue Schuljahr im bildungshungrigen Südkorea begonnen hatte, mussten mehrere Zehntausend Schüler ohne das verpflichtende Gewand antreten. In den Medien entwickelte sich die "Schuluniform-Krise" schon bald zu einem Dauerbrenner. Vor allem Mütter überboten sich in wüsten Beschimpfungen auf Kim Jong-un. Um weitere Konflikte zu vermeiden, hat das Bildungsministerium Schulen eine Sondergenehmigung erteilt, auch Schüler in Freizeitkleidung unterrichten zu dürfen.

Kritik an Kooperation

Vor rund zwölf Jahren wurde die Sonderwirtschaftszone Kaesong als Teil der damaligen Annäherungspolitik mit dem Norden eröffnet. Entlang der Grenzstadt Kaesong wurde auf nordkoreanischem Boden ein Industriepark errichtet, auf dem fortan nordkoreanische Arbeiter in südkoreanischen Fabriken schufteten. Immer wieder geriet die Kooperation in die Kritik, weil große Teile des Jahresumsatzes nicht an die Arbeiter selbst, sondern an das nordkoreanische Regime ausgezahlt wurden – und damit potenziell auch in das Atomprogramm flossen.

Dass die Sonderwirtschaftszone bald wieder öffnen könnte, daran glaubt beim aktuellen Gesprächsklima auf der koreanischen Halbinsel derzeit niemand so recht. Am Wochenende drohte der Norden dem Süden einmal mehr mit Militärschlägen. (Fabian Kretschmer aus Seoul, 29.3.2016)