Jerusalem – Die gezielte Tötung eines verletzten palästinensischen Attentäters durch einen israelischen Soldaten hat in Israel eine heftige Kontroverse ausgelöst. Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach am Sonntag von Versuchen, nach dem Vorfall "die Moral der israelischen Armee anzuzweifeln". Dies sei "empörend und inakzeptabel".

Die israelische Menschenrechtsorganisation B'Tselem hatte am Donnerstag ein Video veröffentlicht, das zeigt, wie der Soldat dem reglos am Boden liegenden Palästinenser in den Kopf schießt.

Der Attentäter hatte zuvor gemeinsam mit einem anderen Palästinenser einen Soldaten mit einem Messer angegriffen und verletzt. Auch der zweite Angreifer wurde erschossen.

Soldat festgenommen

Der Soldat, der den Palästinenser vor laufender Kamera erschossen hatte, wurde später festgenommen. Der Kampfsanitäter wurde am Freitag dem Haftrichter vorgeführt und steht nach Medienberichten unter Mordverdacht. Die Armee wies seine Darstellung zurück, er habe geschossen, weil er befürchtet habe, der Palästinenser könnte einen Sprengsatz tragen.

Israels Erziehungsminister Naftali Bennett von der Siedlerpartei (HaBayit HaYehudi) kritisierte die Festnahme des Soldaten scharf. Man habe offenbar vergessen, "wer die Guten und wer die Bösen sind", sagte er und warf Netanyahu vor, Soldaten während der jüngsten Anschlagswelle nicht ausreichend zu unterstützen. Netanyahu sei daraufhin während der Kabinettssitzung laut geworden und habe Bennett aufgefordert, ihm "nicht zu predigen", berichtete der israelische Rundfunk. (APA, 27.3.2016)