Das Osterfeuer ist ein alter Brauch – und heute streng reglementiert.

Foto: paula cremer

Pyrotechnisch gesehen ist ja die Zeit zwischen Winter- und Sommersonnenwende deutlich lohnender als die andere Richtung. Zu Weihnachten erhellen die Spritzkerzen, eine Woche später kann man Schwarzpulver gen Himmel jagen, am Ende stehen die Sonnwendfeuer. Und dazwischen gibt es noch Osterfeuer.

Einerseits jene der christlichen Liturgie, die aber brennwerttechnisch noch überschaubar sind. Vor der Kirche wird das Feuer entzündet und geweiht, dann steckt man damit die Osterkerze an und trägt sie in das Gotteshaus.

Der symbolische Wunsch nach "dem unvergänglichen Licht", das im Weihegebet angesprochen wird, beflügelte auch die Bevölkerung. Die besonders im alpinen Raum die Möglichkeit nutzte und nutzt, solide Höllenhitze zu erzeugen.

Der Ursprung des Brauchs liegt jedoch im Dunkeln. Das Feuer hat in Kulten zwar schon in der Antike eine große Rolle gespielt, ab wann die Flammen mit dem aus christlicher Sicht erschienenen Messias in Verbindung gebracht werden, ist dagegen nicht so klar. Manche sehen die Übernahme eines heidnischen Kults; ob es einen solchen aber gegeben hat, ist ebenso umstritten wie die Frage, ab wann das der Fall gewesen ist.

Im Salzburger Lungau wird jedenfalls eine konkrete Zahl genannt. 1797 sollen französische Truppen durch auflodernde Feuer so erschreckt worden sein, dass sie die Flucht ergriffen. Eine schöne Geschichte, laut Reinhard Stauber von der Universität Klagenfurt aber eher unwahrscheinlich. Denn Napoleons Feldzug führte über Klagenfurt in die Steiermark. Allenfalls sei ein Vorstoß von Spähern denkbar. Thomas Mitterecker vom Archiv der Erzdiözese Salzburg betont dagegen, dass Tamsweg sogar kurzfristig besetzt gewesen sei. An Arsonphobie werden sie aber wohl nicht gelitten haben: Der Karsamstag 1797 war eine Woche nach dem Waffenstillstand von Judenburg.

Überraschend ist allerdings, dass die Menschen damals nicht wie die Fliegen gestorben sind. Denn heutzutage ist das Brauchtum streng reglementiert – der Feinstaub ist schuld. So ist etwa in der "Verordnung des Landeshauptmannes von Steiermark vom 22. März 2011 über die Zulässigkeit von Feuer im Rahmen von Brauchtumsveranstaltungen" festgeschrieben, dass in Graz überhaupt nicht gezündelt werden darf und in anderen Gemeinden nur ein Feuer zulässig ist. Die Erleuchtung sollten Steirer also besser woanders suchen. (Michael Möseneder, 26.3.2016)