Abschied von Johan Cruyff.

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Barcelona/Frankfurt – Die Fußball-Welt verneigte sich am Freitag andächtig vor einem der besten Spieler aller Zeiten. Die französische "L'Equipe" färbte ihre Überschrift im Gedenken an den verstorbenen Johan Cruyff orange ein und schwärmte: "Er war das Spiel." Vom "JC Superstar" schrieb die Gazzetta dello Sport: "Cruyffs Fußball war ein Musical – und Johan war ein Messias."

Einen Tag vor Karfreitag war der "Hohepriester des niederländischen Fußballs" (The New York Times) an der Folgen seiner Lungenkrebs-Erkrankung im Alter von 68 Jahren in Barcelona gestorben. "Ich bin geschockt. Er war nicht nur ein sehr, sehr guter Freund, sondern wie ein Bruder für mich", sagte "Kaiser" Franz Beckenbauer über seinen langjährigen Weggefährten.

Im Kreise der Familie verstorben

Michel Platini bezeichnete Cruyff als "besten Fußballer aller Zeiten" und war untröstlich: "Die Welt hat einen großen Mann verloren. Ich habe ihn bewundert", sagte der gesperrte UEFA-Präsident Platini.

Cruyff sei "friedlich" und "im Kreise seiner Familie nach einem hartem Kampf gegen den Krebs" gestorben, hieß es auf der Homepage von Cruyffs Stiftung. Nach Bekanntwerden der Nachricht unterbrachen große niederländische TV-Sender sofort das laufende Programm und berichteten in Sondersendungen vom Tod ihres "König Johan". Am Donnerstagabend wurde das Länderspiel zwischen Italien und Spanien (1:1) für eine Schweigeminute unterbrochen – selbstverständlich in der 14. Minute.

Auch der FC Barcelona, den Cruyff wie kaum ein anderer prägte, kondolierte: "Wir werden dich immer lieben, Johan. Ruhe in Frieden." Der niederländische König Willem-Alexander bedauerte den Verlust zutiefst: "Er gab sein Herz und seine Seele."

Die 14. Minute als Gedenkminute

Cruyff gehörte zu den Fußballern, die in einem Atemzug mit Pelé, Beckenbauer, Platini und Diego Maradona genannt werden. Bayern-Profi Xabi Alonso, der selbst mit der Nummer 14 spielt, meinte: "Die '14' wird niemals mehr dieselbe sein."

Zu Ehren jener Nummer wird auch das Länderspiel der Niederlande gegen Frankreich am Freitag in der 14. Minute unterbrochen, "zum Gedenken an den größten Fußballspieler, den die Niederlande jemals hervorgebracht haben", wie Bondscoach Danny Blind sagte.

Cruyff, Europas Fußballer des Jahrhunderts, war jahrzehntelang bekennender Kettenraucher. Die "Fluppe" gehörte zu dem Charismatiker wie seine elegante Spielweise. Selbst in der Halbzeitpause paffte der Regisseur seine geliebte Camel ohne Filter. "Der Fußball hat mir in diesem Leben alles gegeben, der Tabak hat mir fast alles weggenommen", sagte Cruyff einst. Erst 1991 nach einer Herz-Operation schwor er dem Glimmstengel ab und setzte sich sogar mit einem Werbespot gegen das Rauchen ein.

Diagnose im Oktober

Im Oktober letzten Jahres hatte Cruyff die Krebs-Diagnose erhalten und sich anschließend einer Chemotherapie unterzogen. Noch im Februar hatte er fest an eine Genesung geglaubt: "Ich habe das Gefühl, dass ich 2:0 in der ersten Halbzeit eines Spiels führe, das noch nicht zu Ende ist. Aber ich bin mir sicher, dass ich am Ende gewinnen werde." Am Donnerstag hat er es verloren. (sid, 25.3.2016)